Ganz ehrlich: Ich habe wesentlich
mehr Angst vor Gutmenschen als vor Terroristen.
Die Chance, einen Terroristen zu
treffen, ist gering. Den Gutmenschen kann man leider nicht entkommen, und viele
von ihnen sind nicht minder fanatisch. Terroristen können Bomben werfen und
Menschen töten, aber keine Demokratie zerstören. Gutmenschen schon.
Die Berliner Antifa hat vor
einigen Monaten eine Apotheke verwüstet, weil der Besitzer die „Pille danach“
nicht verkaufen wollte. Von einer Bibliothek weiß ich, dass der damalige
Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky durch Trillerpfeifen und Sprechchöre daran
gehindert wurde, aus seinem Buch zu lesen. Das gleiche geschieht übrigens
regelmäßig bei Veranstaltungen zu Männerthemen. Veranstalter erhalten
Bombendrohungen, wenn sie Männerrechtlern eine Plattform bieten, um ihre
Position darzustellen. An deutschen Unis werden Arbeiten von Studenten
schlechter bewertet, wenn sie nicht gendern oder der Genderideologie nach dem
Mund reden.
Im einer Nachrichtensendung im
Fernsehen sah und hörte ich einmal, wie ein Gutmensch, der gegen eine Lesung
von Thilo Sarrazin protestierte, folgenden Satz ins Mikrofon sprach, im
Brustton der Überzeugung und offenbar ohne sich bewusst zu sein, welches
Armutszeugnis er sich gerade ausstellte: „Ich habe sein Buch nicht gelesen,
aber wenn ich es gelesen hätte, wäre ich dagegen.“ Das ist das Niveau, auf dem
heutzutage Meinungsbildung stattfindet. Und nur fürs Protokoll, um keine
falschen Verdächtigungen aufkommen zu lassen: Ich verteidige nicht Sarrazins
Buch. Wie könnte ich, ich habe es ja wie obiger Demonstrant nicht gelesen. Im
Gegensatz zu diesem erlaube ich mir deshalb auch kein Urteil darüber.
Sind wir schon wieder so weit,
dass die richtige Gesinnung wichtiger ist, als was jemand zu sagen hat? Ich
wurde mal in bester Absicht darauf aufmerksam gemacht, es sei nicht gut, Autor
XY als Quelle für die Historie der Kriminologie anzugeben, der sei „rechts“.
Und deshalb kann er nichts Sinnvolles darüber zu sagen haben, wann die
Daktyloskopie erfunden wurde?
Als jemand, der viel über die
Weimarer Republik recherchiert, erschrecken mich manche Parallelen. In den
Zwanzigerjahren war ebenfalls Gesinnungsterror in Mode. Wer nur laut genug
betonte, er habe aus Nationalgefühl gehandelt, kam mit so ziemlich jedem Verbrechen
davon. Und dass es heutzutage die linken Demagogen sind, die mit allem davonkommen,
wenn sie nur die richtige Betroffenheitslyrik absondern, stellt für mich noch
keinen Fortschritt dar. Das sage ich übrigens als jemand, der sich selbst im
linken Spektrum verortet.
Und allein die Tatsache, dass ich
mich jetzt schon zum zweiten Mal gegen falsche Verdächtigungen absichere,
zeigt, was der Gesinnungsterror der Gutmenschen in diesem Land bereits angerichtet
hat. Andere – sehr viele andere – wagen von vornherein nicht, den Mund
aufzumachen und zu sagen, was sie denken. Weil sie Angst haben. Angst vor
beruflichen Schwierigkeiten, Angst vor Anfeindungen, Angst davor, mit einem
üblen Etikett versehen und als reaktionär abgestempelt zu werden.
Neulich habe ich mal
versuchshalber in Kreuzberg, wo bekanntlich die Gutmenschendichte höher ist als
anderswo, ein paar Flyer für mein Buch über die unsichtbare Welt der Männer,
„Verwundbar sind wir und ungestüm“,
an Laternenpfähle und Papierkörbe geklebt. Die meisten davon sind
erwartungsgemäß innerhalb kürzester Zeit heruntergerissen worden. Denn der Gutmensch
erträgt keine andere Meinung als seine eigene.
Gutmenschen sind unduldsam,
intolerant und antidemokratisch. Sie denken in Kategorien von gut und böse
statt richtig und falsch. Wer nicht ihrer Meinung ist, gilt ihnen als Feind.
Dass es sich lohnen kann, gelegentlich Andersdenkenden zuzuhören, um seinen
Horizont zu erweitern, ist in ihrem Weltbild nicht vorgesehen. Lieber
beschimpfen sie Menschen mit einer anderen Meinung als Nazis (in feministischen
Zusammenhängen auch als „Maskutroll“, was für sie dasselbe ist). Die politische
Korrektheit, ihr Herrschaftsinstrument, ist nichts anderes als ein Denkverbot.
Gutmenschen sind davon überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen und deshalb
das Recht zu haben, auf Abweichler einzudreschen. Im übertragenen Sinne und
wortwörtlich. Es dient ja einem höheren Ziel, da muss man es mit den Methoden
nicht so genau nehmen, nicht wahr? Dieselbe Argumentation kennen wir von jedem
Diktator und jeder KZ-Wärterin. Die edlen Absichten. Wo gehobelt wird, und so
weiter. Der Zweck heiligt die Mittel.
Die Feinde der Demokratie erkennt
man nicht zwangsläufig an ihren Zielen. Aber immer an ihren Methoden.
(Dieser Artikel erschien zuerst am 12.4.2015 in meinem Blog "Pfützenfische")
(Dieser Artikel erschien zuerst am 12.4.2015 in meinem Blog "Pfützenfische")
Alternativlos ist es schon, was passiert - aber nicht gut, sondern verlogen:
AntwortenLöschenhttp://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=LEGISSUM:r15001
http://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3577
https://de.wikipedia.org/wiki/Union_f%C3%BCr_den_Mittelmeerraum
https://ec.europa.eu/research/iscp/pdf/policy/barcelona_declaration.pdf
https://www.brusselsjournal.com/node/2018