Es gibt zahlreiche Studien, die
belegen, dass sowohl Frauen als auch Männer Frauen positivere Eigenschaften
zumessen als Männern (z.B. Eagly / Mladcinic 1994), dass das Leiden von Frauen größere Sorge hervorruft als das Leiden von
Männern (S. 137), eher eine Politik unterstützt wird, die Frauen begünstigt,
und Frauen parteiischer für das eigene Geschlecht sind.
Bereits 1976 hat eine Studie (Condry) diese Empathielücke nachgewiesen, indem
Probanden der Film eines neun Monate alten Babys gezeigt und der einen Hälfte
erzählt wurde, es handele sich dabei um einen Jungen, der anderen, es handele
sich um ein Mädchen. Das weinende Kind wurde häufiger als „verängstigt“
beschrieben, wenn die Probanden glaubten, es handele sich um ein Mädchen, dem
angeblichen Jungen wurde hingegen zumeist „Wut“ unterstellt.
Eine aktuelle Studie aus diesem Jahr (Cappelen, Falch & Tungodden),
bei der die Teilnehmer eines Experiments Arbeitssequenzen von Menschen, die
angeblich unterschiedlich entlohnt wurden, bewerten und gegebenenfalls die
Entlohnung umverteilen sollten, hat gezeigt, dass Menschen, insbesondere
Frauen, weitaus eher bereit sind, Entlohnung Richtung Frauen umzuverteilen und
zu unterstellen, dass das System ihnen gegenüber irgendwie ungerecht sei,
während sie bei Männern davon ausgehen, dass die schlechtere Entlohnung eine
Folge ihrer schlechteren Arbeitsleistung ist. Ähnlich eine weitere Studie von 2019 (Reynolds, Howard, Sjastad, Okimoto, Baumeister, Aquino & Kim).
Mit einem Satz: Es besteht eine
allgemeine Voreingenommenheit gegenüber Männern, die dazu beiträgt, dass ihnen
Mitgefühl verweigert wird. Versuche,
mit den Methoden des Straßentheaters zu testen, inwieweit Passanten bereit
sind, Menschen zu helfen, die scheinbar von Gewalt bedroht sind, je nachdem, ob
es sich bei den Opfern um Frauen oder Männer handelt, bestätigen diese Studien.
Grundsätzlich wird davon
ausgegangen, dass Männer an ihren Problemen selbst schuld sind, während der
soziale Kontext bei ihnen ausgeblendet wird. Laut einer Studie der Universität Exeter sind darüber hinaus Menschen,
die sich als Feministen verstehen, besonders leicht bereit, in einem
hypothetischen Dilemma Männer zu opfern.
Warum ist das so?
Es ist sicher nicht falsch anzunehmen, dass eine solche Einstellung ein
archaisches Relikt darstellt. In der Steinzeit dürfte es durchaus Sinn gemacht
haben, Männer (und Frauen) entsprechend zu konditionieren. Wenn das Überleben
des Stammes von seinem Nachwuchs abhängt und schwangere Frauen nun mal nicht so
schnell vor dem Säbelzahntiger davonlaufen können, muss die Gesellschaft
Männern beibringen, ihr eigenes Leben geringer einzuschätzen als das der Frauen
und den Wert eines Mannes danach zu beurteilen, in welchem Maß er bereit ist,
sich selbst für ein höheres Ideal zu opfern.
Diese Konditionierung ist bis heute in der militärischen Ausbildung
ebenso präsent wie in der populären Kultur, in der Frauen idealisiert,
Männer hingegen lächerlich gemacht oder als Bedrohung gezeichnet werden. Gewalt
gegen Frauen erscheint als besonders verachtenswertes Verbrechen, Gewalt gegen
Männer dient der Unterhaltung. Actionstars sind Helden, weil sie sich für
andere – vorzugsweise Frauen – opfern. Die Religion nutzt dieselben Mythen: Der
Mann Jesus opfert sich für die Menschheit und wird dadurch zum Vorbild. In der
Werbung, in den Nachrichtenmedien, in der Gesellschaft – überall wird dieses
Narrativ bedient. Männern muss
jegliches Mitgefühl verweigert werden, um sie dazu zu bringen, ihren eigenen
Wert gering anzusetzen und sich in Kriegen, unter gesundheitsschädlichen
Arbeitsbedingungen oder für die Familie aufzuopfern: „Jede Gesellschaft
gründet sich auf den Tod von Männern“ (Oliver Wendell Holmes).
Eine moderne Gesellschaft, die für sich in Anspruch nimmt, uralte
Geschlechterstereotype auflösen zu wollen, muss ihren Anspruch auch umsetzen
und darf sich nicht nur auf wohlfeile Lippenbekenntnisse beschränken.
Weitere
Artikel zum Tag der Geschlechter-Empathielücke:
Offener Brief an die UN (deutsch und englisch)
Justice for Men and Boys
Janice Fiamengo
National Coalition for men (haben es ein paar Tage lang oben auf ihrem FB-Account)
Janice Fiamengo
National Coalition for men (haben es ein paar Tage lang oben auf ihrem FB-Account)
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