Im Aquarium

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Freitag, 12. April 2019

Zwei, die sich im Leben nie begegnen

Eine Realsatire namens Ann-Helena.

Neulich habe ich an einem Literaturwettbewerb zum Thema humoristische Lyrik teilgenommen, da ich gerade einige entsprechende Texte für mein neues Buch mit humorvollen Kurzgeschichten fertiggestellt hatte. Vor einigen Tagen gab es dann eine Rundmail, bei der die fünf in die engere Wahl kommenden (männlichen) Gewinner bekannt gegeben wurden; ich war nicht darunter. Nun ja, nicht zu ändern.

Leider hatten die Veranstalter die Rundmail versehentlich mit offenen E-Mail-Adressen verschickt. Ärgerlich, aber so etwas kann jedem mal passieren. Viel ärgerlicher allerdings, was dann geschah. Ann-Helena, eine der Erfolglosen, fühlte sich bemüßigt, an alle Teilnehmer zu mailen: „Es ist schon ziemlich frauenfeindlich, nur Männer auszuwählen. Noch dazu unmöglich, alle E-Mail Adressen hier zu veröffentlichen.“

Sie beschwert sich also darüber, dass E-Mail-Adressen veröffentlicht wurden, hat aber keine Skrupel, genau diese Tatsache auszunutzen, um in übergriffiger Weise männliche Teilnehmer des Wettbewerbs mit ihrem unausgegorenen Weltbild zu belästigen. Reflexionsvermögen: null.

Karin (arbeitet in einer Frauenberatungsstelle, unterrichtet Ethik und „gendersensible Beratung“) applaudierte sofort: „Ganz deiner Meinung!“

Wieder Ann-Helena: „Sagen wir mal so: In der Jury saßen wohl auch (fast) nur Männer. Männer-Humor wählt sich aus. Sex, Stammtisch und Diskriminierung.“

Ein männlicher Teilnehmer wies freundlich darauf hin: „Leute! Es war aber doch wie wir alle wissen eine anonyme Bewerbung. Die Jury konnte doch gar nicht wissen, wer von uns Frauen und wer Männer waren.“

Ein anderer Mann spöttelte: „Nun hätte ich doch gerne die Beiträge von Frau Ann-Helena S. einmal gelesen. Wer erwartet, dass die Jury unter anonymen Beiträgen die der weiblichen Teilnehmer auslesen kann, der hat in der Tat einen Treppchenplatz verdient. Das nenne ich Humor.“

Darauf wieder Ann-Helena: „Der Humor von Frauen und Männern ist unterschiedlich. Alles in einen Topf zu werfen geht eben meist nicht – sonst werden es beim nächsten Mal wieder nur Männer sein wie bisher. Oder wenn es hochkommt mal eine Frau. Die Frage ist auch: Wie viele Frauen sitzen in der Jury. Ich denke, es ist oft schnell herauszufinden, ob es männliche oder weibliche Texte sind. Da möchte ich wetten. Wenn es nur um laute Lacher geht ... Ich las mal auf einem großen  Poetry Slam in Leipzig (auf Poetry Slams gewinnen auch meist nur Männer, habe ich gehört, in den Texten geht es oft um laute Lacher und Sex). Da hat sich der „Gewinner“ einfach hingestellt und 5x laut „Binde“ geschrien! Und der Saal hat getobt. Man muss echt sagen, dass dieser Humor an sich schon diskriminierend ist. Mit Qualität und Literatur hat das alles natürlich nichts zu tun.“

Fortsetzung kurz darauf: „Der männlich-aggressivere (direktere) Humor soll natürlich möglichst viel und schnell Aufmerksamkeit binden. Sensibler, zarter, symbolischer Humor ist da nicht „gut genug“ – zu lieb, zu kreativ, zu leise, zu subtil, da lacht man halt nicht gleich oder dreckig auf -  soll halt männliche Anspielungen haben, leicht politisch, leicht sexistisch, offensichtlich sein und auch der Letzte sofort verstehen, ohne groß nachzudenken. Wer will sich da als Frau schon so verbiegen?“

Ein weiterer Mann spöttelte, man müsse jetzt unbedingt das Alter der Sieger erfahren, um herauszufinden, ob auch da „deren Altersverteilung der der Normalbevölkerung entspricht oder ob auch unter diesem Gesichtspunkt eine Diskriminierung stattgefunden haben könnte“.

Ann-Helena: „Fakt ist, die „Neutralisierung“ oder das „Anonymisieren“ der Texte hilft nicht gegen Diskriminierung. Schon an Buchtiteln, den ersten Seiten von Romanen, von E-Mails, Kurzgeschichten und besonders bei Lyrik ist es oft gut einschätzbar, ob der Text weiblich oder männlich ist  - Trefferquote sehr hoch. (...) (Altersdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit sind übrigens meist ziemlich eng).“

Ann-Helena, die den Kopf randvoll mit sexistischen Klischees hat, aber sich über Diskriminierung beschwert, die über null Reflexionsvermögen verfügt und zu glauben scheint, dass Frauen qua Geschlecht einen Anspruch auf Preise hätten, diese Ann-Helena hat sich offensichtlich den falschen Wettbewerb ausgesucht. Zwei, die sich im Leben nie begegnen: Feministinnen und Humor.

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4 Kommentare:

  1. Hi Gunnar,

    Danke für das Teilen dieser Begegnung der feministischen Art. Ist schon wirklich krass, wie sich Leute in einem Atemzug über Sexismus (den angeblichen der anderen) auslasen und dann in regelrechte Tiraden übelster Ressentiments gegen Männer und Überhöhungen von Frauen verfallen können. Und die kognitiven Fähigkeiten reichen nicht aus, um diesen Selbstwiderspruch zu erkennen.

    Die Sache mit anonymisierten Wettbewerben, Ausschreibungen oder gar Schularbeiten ist ja nix neues. Und es läuft immer wieder nach demselben Schema. Dank Anonymität kann auch das Geschlecht eines Verfassers / Bewerbers nicht bekannt sein. Im Ergebnis schneiden dann männliche Teilnehmer / Bewerber signifikant besser ab, als bei Ausrichtungen mit bekannten Namen, aber die naheliegende Schlussfolgerung, dass scheinbar bei bekanntem Geschlecht Frauen tatsächlich sehr oft sogar bevorzugt werden, wird vermieden und stattdessen irgendwas hingebogen, warum das anonyme Verfahren immer noch sexistisch ist und man doch wieder Namen braucht, weil man dann ja wenigstens, zur Bekämpfung von Sexismus, Frauenquoten gezielt umsetzen kann. Ich glaube, vor solchen Hintergründen stellt sich die Frage nicht mehr, warum die feministische Ideologie schon lange nicht mehr Satirefähig ist. Selbst der beste Satiriker muss seine Segel streichen, beim Versuch, sich Verrücktheiten auszudenken, die von der feministischen Realität nicht schon längst weit in den Schatten gestellt worden sind.

    Gruß
    Billy Coen

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  2. Nun hat da irgendeine Mutti ihre Gebetsmühle angeworfen und ihren Genderassismus ausgelebt. Irrational wie immer, dumm in der Argumentation und getrieben von offensichtlichem Egoismus.

    Jeder Mann würde da zu recht als ein blödes egoistisches Ars... tituliert, Frauen aber nicht. Man(n) nimmt das gekeife nun mal so oder so nicht für voll, das ist aber die eigentliche Diskriminierung.

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  3. Ja, nach diesen Ergüssen wäre man wirklich gespannt auf den tiefgründig humorvollen Wettbewerbsbeitrag der Frau gelesen.

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  4. Ich hatte ja auf die Pointe gewartet, dass sich am Ende herausstellt, dass die Jury überwiegend weiblich besetzt war.

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Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar