Januar
Die Netiquette im Internet sei sexistisch, behauptet eine US-Linguistin,
weil sie „auf männliche Kommunikationsformen zugeschnitten ist“.
Alice Schwarzer hat rund 5,5 Millionen Mark Steuergelder für ihren
FrauenMediaTurm erhalten, um dort ein gemeinnütziges Dokumentationszentrum für
Frauenforschung zu errichten. Das Gebäude ist jedoch für die Öffentlichkeit nur
eingeschränkt zugänglich, weil Schwarzer ein komplettes Stockwerk als
Redaktionsräume für die Emma zweckentfremdet
und ihre Hetzzeitschrift auf diese Weise subventioniert. Kritik wird jedoch nur
verhalten laut – niemand wagt es, sich mit ihr und ihren Seilschaften
anzulegen.
Radhika Commaraswamy,
Sonderberichterstatterin der UN, legt einen Bericht über „Gewalt an Frauen,
deren Ursachen und Konsequenzen“ vor, in dem der Glaube verbreitet wird, Männer
übten seit Jahrhunderten Gewalt gegen
Frauen aus, um sie einzuschüchtern und ihnen Gleichberechtigung,
wirtschaftliche Macht und Unabhängigkeit zu verwehren. Das Amt einer
Sonderberichterstatterin für Frauen war nach einer erfolgreichen Kampagne von
Frauenorganisationen auf der Menschenrechtskonferenz der UN 1993 eingerichtet
worden. (taz 5.1.1995, Seite 8*)
Februar
Eine Serie von Prozessen wegen
sexuellen Missbrauchs überzieht das Land: in Münster, Ansbach und Mainz.
Letzterer, der sogenannte „Wormser
Prozess“, begonnen im November 1994, ist ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie
eine berechtigte Sorge um das eigene Kind und Streitigkeiten über das
Umgangsrecht durch Fantasien von Erwachsenen und Beeinflussung der Aussagen
durch Jugendamt, ärztliche „Spezialisten“ und den Verein Wildwasser außer Kontrolle geraten können.
März
In New York findet die
Vorkonferenz zur 4. Weltfrauenkonferenz
im September statt. Mit Manipulationen, Lügen und dem Ausnutzen von
Sprachbarrieren und von finanziellen Abhängigkeiten der ärmeren Länder
dominieren feministische Lobbygruppen wie die WEDO die Konferenz und setzen mit
geringen Abstrichen ihre Vorstellungen durch. Neben der Anerkennung von fünf
Geschlechtern: männlich, weiblich, schwul, lesbisch, transsexuell, versuchen
sie insbesondere mit dem Wort „gender“, dessen Bedeutung zu dieser Zeit außerhalb
der radikalfeministischen Szene kaum jemandem klar ist, den Glauben zu
verankern, Geschlechter seien sozial konstruiert. Der Fokus auf „Gender
Mainstreaming“ (= die Genderperspektive in der Mitte der Gesellschaft
verankern), bedeutet eine entscheidende Verlagerung von Gleichberechtigung zu
Gleichstellung, also von gleichen Chancen zu statistischer Gleichheit, vom
Recht auf individuelle Entscheidungen zum staatlich verordneten Lebensweg.
Die feministische Partei „Die Frauen“ wird gegründet. Forderungen: eine
80-prozentige Frauenquote der Landeslisten von Parteien, das Sorgerecht für
Kinder solle grundsätzlich an Frauen gehen, Lehrer müssten zwangsweise zur
feministischen Fortbildung verpflichtet werden etc. Wenn Frauen die Macht und
Dominanz hätten, stünde eine Blütezeit in Aussicht, fabuliert Luise Pusch beim
Gründungstreffen. (taz 12.6.1995,
Seite 5*)
In Berlin organisiert sich der
Kampftrupp „Lesbische Rächerinnen“,
eine Art biedere Vorgängerversion der „Femen“. Die zumeist jungen Frauen
besetzen Redaktionsräume, veranstalten „Kiss-Ins“ und kümmern sich dabei
selbstredend auch um die mediale Vermarktung.
April
Das kriminologische
Forschungsinstitut Niedersachsen veröffentlicht eine Untersuchung über „Opfererfahrungen in engen sozialen
Beziehungen“. Ein Artikel darüber in der Zeit lässt zwar immerhin Katharina Rutschky zum Thema
„Falschbeschuldigung Kindesmissbrauch“ zu Wort kommen, propagiert ansonsten
aber die üblichen Stereotype („Gewalt in Familien ist vor allem trister Alltag:
Männer verdreschen ihre Frauen, und keiner fällt ihnen in den Arm“) und zitiert
Klaus Eggerding vom Männerbüro Hannover mit den Worten: „Männer fühlen sich
einer Frau erst gewachsen, wenn sie ihr überlegen sind“. Da Frauen als
Täterinnen bei solchen Untersuchungen standardmäßig ausgeblendet werden, sind
einseitige Schlussfolgerungen nicht verwunderlich..
Eine Sozialpädagogin untersucht
in einer Studie das Ergebnis der fünfzehnjährigen Frauenquote bei der taz,
und obwohl diese 52 Prozent beträgt, fantasiert sie sich die geschlechtertypisch
bevorzugten Aufgabengebiete der Männer als „Reiche“, die der Frauen dagegen als
„Inseln“ („Männerreiche, Fraueninseln“). Tunnelblick nennt man das wohl. (taz 13.4.1995, Seite 13*)
Mai
„Mythos Männermacht“ von Warren Farrell erscheint auf Deutsch
und wird sofort von jemandem, der das Buch nicht versteht (vermutlich nicht mal
gelesen hat), verspottet.
Lesungen des Satirikers Wiglaf Droste werden von Frauengruppen
behindert, die sich daran stören, dass Droste einen Text über Kindesmissbrauch
aus der Sicht eines Mannes geschrieben hat, der befürchtet, einer
Falschbeschuldigung zum Opfer zu fallen.
Die SPD-Politikerin Ulla Schmidt
setzt erfolgreich eine Frauenquote
im Plutonium-Untersuchungsausschuss durch, in dem es um einen vom BND
veranlassten illegalen Plutonium-Transport geht. Erstaunlich, wobei zwei
X-Chromosomen doch überall unentbehrlich sind!
Mit einem Freispruch endet der Montessori-Prozess in Münster, in dem
ein Erzieher nach einer hysterischen Hexenjagd 1990 des Kindesmissbrauchs
beschuldigt wurde. Eine üble Rolle spielten dabei vorverurteilende Medien
ebenso wie der Jugendpsychiater Fürniss und insbesondere der Verein Zartbitter, dem der Verdacht wohl gerade
recht kam, da ihm kurz zuvor die öffentlichen Mittel gestrichen worden waren.
Bündnis 90 / Die Grünen
diskutieren über einen Parteiausschluss von Fred Karst wegen dessen pädophiler Straftaten. In der
Parteiführung wird allerdings bereits abgewiegelt: „Was haben wir damit zu tun,
was jemand in seiner Freizeit macht?“ (taz
18.5.1995, Seite 23*)
Berlins Frauensenatorin Christine
Bergmann fordert einen Sondertarif für nächtliche Taxifahrten von Frauen, ungeachtet der Tatsache, dass Männer
doppelt so häufig Opfer von Überfällen werden. (taz 4.5.1995, Seite 28*)
Der Vorschlag von
Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und der SPD zur Reform
des Kindschaftsrechts, die
gemeinsame elterliche Sorge als Regelfall einzuführen, wird vom
männerfeindlichen „Verband alleinerziehender Mütter und Väter“ im Bündnis mit
Frauenbeauftragten und Frauenverbänden nach Kräften sabotiert. (taz 16.5.1995, Seite 5 / 24.5.1995,
Seite 22 / 30.11.1995, Seite 3*)
Währenddessen ist eine angebliche
Benachteiligung geschiedener Mütter Schwerpunktthema
beim 48. Anwaltstag in Berlin, bei dem der „Verband alleinerziehender Mütter
und Väter“ erneut eine unrühmliche Rolle spielt. (taz 29.5.1995, Seite 4*)
Juni
Der Spiegel schafft es, selbst bei einem Beitrag über Obdachlose das Geschlecht der in erster
Linie betroffenen Männer auszublenden. Stattdessen wird von der „verdeckten Obdachlosigkeit“
schwadroniert, die hauptsächlich alleinerziehende Mütter betreffe.
Der Bundestag beschließt die
Neuregelung des § 218.
Schwangerschaftsabbrüche bleiben in den ersten zwölf Wochen straffrei, wenn die
Frau eine vorschriftsmäßige Beratung nachweist. Die Neuregelung war nach der
deutschen Wiedervereinigung wegen der unterschiedlichen Rechtslage in Ost und
West notwendig geworden.
Auf dem 26. Evangelischen Kirchentag in Hamburg erklärt Theologieprofessorin
Dorothee Sölle, für das Überleben der Schöpfung sei eine „ökofeministische
Spiritualität“ unabdingbar. (taz
16.6.1995, Seite 4*)
Juli
In Srebrenica findet ein Massaker statt, bei dem die serbische Armee
fast achttausend Männer ermordet. Frauen und Kinder wurden zwei Jahre zuvor vom
Hohen Flüchtlingsrat der UN aus der belagerten Stadt evakuiert, die Männer
mussten zurückbleiben, obwohl den Verantwortlichen bekannt war, dass sie mit
großer Wahrscheinlichkeit umgebracht werden würden.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze möchte seine Partei von der Frauenquote überzeugen. Das Argument, im Falle einer geringen Anzahl an Kandidatinnen dann keine Wahlmöglichkeit mehr zu haben, kann ihn von seinem Ansinnen nicht abbringen. Der CDU-Parteitag im Oktober spricht sich allerdings knapp gegen die Einführung eines „Frauenquorums“ aus, obwohl Bundeskanzler Helmut Kohl sich persönlich dafür stark gemacht hat.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze möchte seine Partei von der Frauenquote überzeugen. Das Argument, im Falle einer geringen Anzahl an Kandidatinnen dann keine Wahlmöglichkeit mehr zu haben, kann ihn von seinem Ansinnen nicht abbringen. Der CDU-Parteitag im Oktober spricht sich allerdings knapp gegen die Einführung eines „Frauenquorums“ aus, obwohl Bundeskanzler Helmut Kohl sich persönlich dafür stark gemacht hat.
Frauenministerin Claudia Nolte
stellt eine Studie des Kriminologischen Instituts Niedersachsen vor, die
aufgrund von Dunkelfeldschätzungen behauptet, jede siebte Frau werde in ihrem
Leben mindestens einmal Opfer sexueller
Gewalt. (taz 18.7.1995, Seite 1*)
August
Männerverachtende Bücher sind der
Verkaufsschlager des Jahres, von Ute Ehrhardts „Gute Mädchen kommen in den
Himmel, böse überall hin“ (1994) bis zum kürzlich erschienenen „Suche
impotenten Mann fürs Leben“ von Gaby Hauptmann. Das sagt einiges über die
Frauen in diesem Land aus.
Eine Studie des Ministeriums für
die Gleichstellung von Frau und Mann in NRW zeigt autoritäres Denken und
Anfälligkeit für rechtes Gedankengut bei
Mädchen auf. Natürlich wird sofort nach Entschuldigungen gesucht. (taz 3.8.1995, Seite 13*)
Nach einem Bericht der
Menschenrechtsorganisation „African Rights“ waren im vergangenen Jahr
zahlreiche Frauen auf brutalste Weise am Völkermord
in Ruanda beteiligt, darunter Polizistinnen, Lehrerinnen, Nonnen. Manche
von ihnen arbeiten jetzt in der Flüchtlingshilfe. (taz 28.8.1995, Seite 8*)
September
Die 4. Weltfrauenkonferenz findet in Peking statt. 178 Regierungen
schicken Vertreter, bei denen sich auch Lobbyorganisationen wie der Deutsche
Frauenrat befinden. Die deutsche Delegation leitet Claudia Nolte,
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Forum der
Nicht-Regierungsorganisationen, die die offiziellen Vertreter beraten, tagt im
Pekinger Vorort Huairou. Hillary Clinton prägt in einer Rede den bezeichnenden
Satz „Menschenrechte sind Frauenrechte, Frauenrechte sind Menschenrechte“. Die
radikalfeministischen Lobbygruppen aus den Industrienationen setzen auf der
Konferenz ihre Ansichten durch. Dies bedeutet eine Abkehr vom Gedanken der
Gerechtigkeit; in Zukunft dominiert das Konzept der Gleichheit. Damit die
Gender Agenda sämtliche Lebensbereiche durchdringen kann, wird eine wachsende
Bürokratie im Bereich Analysen, Schulung und Überwachung vonnöten sein. Je mehr
diese Agenda also umgesetzt wird, desto mehr Kontrolle bekommen die
Genderfeministen über staatliche Institutionen. (taz 6.9.1995, Seite 9*)
Oktober
Eine Kunstausstellung im Centre
Pompidou in Frankreich will den Beweis führen, dass in der Kunst schon seit
langem die Geschlechtsidentitäten
aufgelöst werden.
Der Europäische Gerichtshof hält
eine Privilegierung per Frauenquote
für unvereinbar mit dem Recht der Europäischen Union. Politikerinnen von SPD
und Grünen protestieren: Dann muss eben der EU-Vertrag umgeschrieben werden.
Heidemarie Wieczorek-Zeul von der SPD geht noch einen Schritt weiter: Damit
künftig das richtige Ergebnis aus Brüssel kommt, soll auch die Auswahl der
Richter am Europäischen Gerichtshof einer Quotenregelung folgen. (taz 18.10.1995, Seite 3 und 20.10.1995,
Seite 4*)
Die taz demonstriert, wie frau sich gleichzeitig als Opfer fühlen und
eine narzisstische Selbstidealisierung vornehmen kann: Der Friseurbesuch ist für Frauen teurer als für Männer, eine
„schreiende Ungerechtigkeit“ – und zwar weil Frauen „anspruchsvoller“ sind und
Männer „kein Schönheitsgefühl haben“. Aha. (taz
21.10.1995, Seite 32*)
Beim Weltkongress der Hausfrauen in Buenos Aires erklärt die Vorsitzende
des Deutschen Hausfrauenbundes, der Beruf der Hausfrau sei zum Aussterben
verurteilt, und plädiert für die Einführung des Wortes „Haushaltsführender“. (taz 30.10.1995, Seite 9*)
November
Frauengruppen fordern, dass das
„Gesetz gegen Kinderprostitution im Ausland“ angewandt und gerichtlich gegen
deutsche Sextouristen vorgegangen
wird. Dass an dieser Stelle ausschließlich von Männern in Thailand oder auf den
Philippinen die Rede ist und nicht von Frauen in Kenia oder auf Jamaika,
versteht sich von selbst, oder? (taz
2.11.1995, Seite 5*)
Auf einer Tagung der den Grünen
nahestehenden „Frauenanstiftung“ wird beklagt, dass Frauen im Internet kaum vertreten sind und „offensiv auf sich
aufmerksam machen müssen“. Während Männer sich vermutlich einfach zurücklehnen
und darauf warten, dass ihnen digital die gebratenen Tauben in den Mund
fliegen. Die taz berichtet außerdem
über das Computernetzwerk Femnet, das
geschaffen wurde, „damit Frauen ohne störende Kommentare von Männern
kommunizieren können“. (taz
23.11.1995, Seite 13*)
Dezember
Die lesbische Schauspielerin Hella von Sinnen („Dass die Hochzeit in
ihrer heterosexuellen Form ein Joch für Frauen ist und für Männer unglaublich
bequem, ist klar.“) geht mit ihrem Programm „Ich bremse auch für Männer“ auf
Tournee. (taz 21.12.1995, Seite 13*)
Zu Weihnachten beschert uns der Spiegel seine heile Sicht der Welt:
Stressgeplagte Politikerinnen nehmen sich trotz allem Zeit für ihre Kinder, während männliche Politiker viel zu viel
Angst vor Machtverlust haben. Schön, dass das mal gesagt wurde.
Und sonst? Giftgasanschlag der Aum-Sekte in Tokios U-Bahn.
Castor-Transport. Ende des Krieges in Bosnien. Greenpeace gegen Shell um die
Versenkung der „Brent Spar“. Christo verhüllt den Reichstag.
„Dagobert“-Prozess. Kruzifix-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Französische
Atomwaffentests auf Mururoa. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin wird ermordet.
*
Das Online-Archiv der taz ist
offenbar bis zum Herbst abgeschaltet, daher muss ich auf die Printausgabe
verweisen
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Entwicklungen
und Zusammenhänge erkennt man am besten, wenn man den Blick aufs große Ganze
richtet und sich nicht in Details verliert. Die Jahreschroniken dienen dazu,
sich einen schnellen Überblick über die Ausbreitung des Feminismus’ und die
daraus resultierenden Folgen vor allem in Politik, Justiz und medialer
Gehirnwäsche innerhalb Deutschlands zu verschaffen. Hinzu kommen relevante
Einflüsse aus dem Ausland, in der Regel aus den USA. Nebenkriegsschauplätze,
alltägliches Männerbashing oder Grabenkämpfe innerhalb der Filterblase
Männerbewegung spielen daher keine Rolle. Ergänzungen, insbesondere aus
Österreich und der Schweiz, sind willkommen.
Da es offensichtlich keiner sagt, sage ich es:
AntwortenLöschenDANKE
:-))
AntwortenLöschenDanke für die Rückmeldung.
Danke! Seh interesant Artikel
AntwortenLöschendatenraum