Neulich hab’ ich mal wieder ein paar alte Aufnahmen gehört. Um es vorweg zu sagen: Ich mag Billy Joel. Ich mag auch den Song. Aber das dahinterstehende Geschlechterbild ist einfach gruselig. Mit She’s always a woman to me glorifiziert Billy Joel eine Frau höchst problematischen Charakters:
She can lead you to love, she can take you or leave you
She can ask for the truth but she'll never believe you
And she'll take what you give her as long as it's free
Yeah she steals like a thief but she's always a woman to me.
Klingt nach einer ziemlich egoistischen Person.
She is frequently kind and she's suddenly cruel ...
Hin und wieder (!) ist sie also nett, und dann plötzlich und unerwartet (= grundlos) grausam.
And she'll promise you more than the garden of Eden
Then she'll carelessly cut you and laugh while you're bleeding ...
Eine sadistische Ader hat sie definitiv.
She's ahead of her time ...
Echt jetzt? Sie ist ihrer Zeit voraus? Mensch, Billy, Frauen, die Männer mit ihren Launen terrorisieren, gibt es seit Anbeginn der Zeit. Was soll daran zukunftsweisend sein?
Aber natürlich ist das alles nicht ihre Verantwortung, natürlich nicht. Sondern seine:
But she brings out the best and the worst you can be
Blame it all on yourself 'cause she's always a woman to me.
Ich mag das Lied wirklich. Aber die Glorifizierung solcher Narzistinnen ist einfach zum Kotzen.
Da hörense besser Tammy Wynette: https://www.youtube.com/watch?v=f2KP9fYZUWA&t=36s
AntwortenLöschenOder eines der vielen Covers: https://www.youtube.com/results?search_query=stand+by+your+man
Ein schönes Lied.
LöschenIst doch gut, wenn er solche Wahrheiten ausspricht. Nimm einmal an, die besungene Dame würde nur mit positiven Eigenschaften charakterisiert. Dann wäre das Lied kitschig.
AntwortenLöschenKunst darf doch diese extreme Perspektive einnehmen. Hier sozusagen die eines Simps.
Klar. Aber Billy Joel idealisiert dieses Verhalten nicht nur, sondern verschiebt sogar ihre Verantwortung dafür auf den Mann.
LöschenLässt sich auf verschiedene Weise deuten. Zum Beispiel leicht ironisch. Als Selbstkritik. Das ist nur ein kurzer Satz, der nicht näher ausgeführt ist. Es ist doch typisch für Songtexte, dass solche Versatzstücke eher assoziativ aneinander gereiht werden.
LöschenUnd es ist etwas Wahres dran. Es beschreibt einfach bestehende Rollenbilder.
Ironie kann ich darin nicht erkennen, schon gar nicht, wenn man dazu im Ohr hat, wie er das Lied und besonders den Refrain singt.
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