Mit diesem Artikel rufe ich den Internationalen Tag der Geschlechter-Empathielücke ins Leben, den Gender Empathy Gap Day, für den es wohl kein geeigneteres symbolträchtiges Datum geben kann als den 11. Juli.
Am 11. Juli 1995 erstürmten
fanatische Serben nach drei Jahren Belagerung die bosnische Stadt Srebrenica
und ermordeten in den folgenden Tagen etwa achttausend Jungen und Männer. Die
UN-Sicherheitszone, in die sich zahllose Menschen geflüchtet hatten, wurde von
den UN-Beobachtern kampflos an die Serben übergeben, die ihre Gefangenen nach
Geschlecht trennten: Frauen und Kinder wurden in Bussen abtransportiert und im
Niemandsland zwischen den Fronten freigelassen, die Männer hingerichtet und verscharrt.
UN-Beobachter wirkten dabei an der unrechtmäßigen Deportation von mehr als
dreihundert Männern mit, wissend, was ihnen bevorstand.
Zwei Jahre vor diesem Massaker
hatte die UN bereits Frauen, Kinder, Alte und Kranke aus der belagerten Stadt
evakuiert, während sie Männern den Zugang zu den rettenden Konvois
verweigerten, obwohl jeder wusste, dass die Männer besonders gefährdet waren,
und obwohl das erklärte Ziel war, Hilfe „auf der Basis der Einschätzung von
Not, Schutzbedürftigkeit und dem Risiko, dem Zivilisten ausgesetzt sind, zu
gewähren“.
Vier Jahre nach dem Fall von Srebrenica
beschloss die UN ungeachtet all dieser Erfahrungen, dass „Zivilisten,
insbesondere Frauen und Kinder, ein Recht auf humanitären Beistand haben“.
Die Medien haben damals die
männlichen Opfer, wie in solchen Fällen üblich, unsichtbar gemacht. In der
Regel, indem sie sie gar nicht erst erwähnten, und wenn es sich partout nicht
vermeiden ließ, indem sie das Geschlecht ausblendeten und von „Menschen“
oder „Opfern“ sprachen. Oder mithilfe von Sätzen wie diesen über die Ausgrabung
der Leichen von 251 zu jener Zeit getöteten Menschen: „Die Mehrheit [der
Opfer], darunter 12 Frauen und 5 Kinder, wurden von bosnischen serbischen
Truppen hingerichtet.“ Denn die 93 Prozent ermordeter Männer verdienen keine
gesonderte Erwähnung. Wie der Politikwissenschaftler Adam Jones, Mitbegründer
von Gendercide Watch, zu recht sagt: Die Formel „darunter Frauen“ bedeutet
nichts anderes als das Ausblenden von Männern.
Die Vorfälle um Srebrenica sind
keine Ausnahme, sondern weit verbreitete Realität in einer Welt, die Männern
und Jungen noch das simpelste Mitgefühl verweigert. #killallmen, „Mimimi“ und
„Ich bade in Männertränen“ sind der alltägliche Ausdruck davon. Während
#blacklivesmatter, ist das Leben von Männern bedeutungslos. #bringbackourgirls
löst weltweite Solidarität aus, aber niemand sorgt sich um verschleppte, misshandelte
oder als Kindersoldaten missbrauchte Jungen.
Internationale
Hilfsorganisationen wie UNICEF gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass
Kinder in Fluchtsituationen mit ihren Müttern evakuiert werden müssen, während
der Vater offenbar keine Rolle spielt. Und das, obwohl bekannt ist, dass die
Sicherheit der Väter und Ehemänner auch Frauen und Kindern zugute kommt: „Wenn
du Frauen helfen willst, hilf Männern“, fasst Anthropologin Barbara Harrell-Bond
diese Tatsache zusammen.
Ich rufe daher alle Menschen, die
an die Unteilbarkeit von Menschenrechten glauben und sich ihr Mitgefühl bewahrt haben, dazu auf, jedes Jahr am 11.
Juli an das Recht von Männern auf körperliche und seelische Unversehrtheit zu erinnern und in Blogs, Artikeln und Leserbriefen, mit
Aktionen, Videoexperimenten und was die Fantasie sonst noch hergibt auf die Doppelmoral
in dieser Hinsicht aufmerksam zu machen.
PS: Wer einen Artikel zum Gender Empathy Gap Day
veröffentlicht und mir einen Link dazu mailt, den verlinke ich dann unter
meinem eigenen Artikel am 11.Juli.
Hinweis: Aus Gründen der Versachlichung habe ich diesen Artikel am 1.7.2018 leicht veerändert.
Hinweis: Aus Gründen der Versachlichung habe ich diesen Artikel am 1.7.2018 leicht veerändert.
Quelle: R. Charli Carpenter:
„Innocent Women and Children“ (Ashgate Publishing Limited, Hampshire/GB und
Burlington/USA 2006)
Weitere
Informationen:
http://adamjones.freeservers.com/effacing.htm
http://genderama.blogspot.de/2015/07/zwanzig-jahre-srebrenica-massenmord.html
http://www.spiegel.de/thema/massaker_von_srebrenica/
http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/209414/das-massaker-von-srebrenica
https://www.zeit.de/2005/28/Srebrenica_Head/komplettansicht
https://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-3730
http://www.spiegel.de/einestages/radovan-karadzic-wie-das-massaker-von-srebrenica-die-welt-erschuetterte-a-1084004.html
https://www.boell.de/de/2015/06/08/srebrenica-erinnerungen-fuer-die-zukunft
http://www.grunerjahrzehnte.de/textedieunsbewegen-srebrenica.html
http://www.taz.de/!728723/
http://orf.at/stories/2238153/2238154/
https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica
Hallo Gunnar,
AntwortenLöschenich möchte diesen Beitrag in meinem Blog gerne rebloggen. Sind Sie damit einverstanden?
Herzlichen Gruß
Lotosritter
Mein Beitrag:
AntwortenLöschenhttps://uepsilonniks.wordpress.com/2018/07/07/der-empathy-gap-als-ursache-struktureller-benachteiligung-von-maennern/
Herzliche Grüße uepsilonniks