Im Aquarium

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Mittwoch, 4. Mai 2022

Sprachdemagogie

 

Die Behauptung von Feministinnen, Sprache sei männlich dominiert, ist schon vom Ansatz her lächerlich.

 

 

Seit Jahrtausenden sind es Mütter, die ihren Kindern die Sprache beibringen. Deswegen nennt man das Ganze auch Muttersprache und nicht Vatersprache. Deswegen ist das erste Wort, das ein Kind lernt, in der Regel „Mama“ und nicht „Papa“. Später sind es dann Grundschullehrerinnen, die für die Erweiterung des Wortschatzes und die richtige Grammatik sorgen. Und den Lesestoff bestimmen und somit die Sicht der Kinder auf die Welt prägen.

 

Man kann die Dominanz des Weiblichen in der Sprache auch an der Wichtigkeit ablesen, die dem weiblichen Artikel zugesprochen wird. Es ist dieser Artikel und nur dieser, mit dem sämtliche Pluralformen gebildet werden. Vor allem aber sieht man es daran, dass ausschließlich Frauen im Plural Raum beanspruchen. Frauen können Wählerinnen, Lehrerinnen, Siegerinnen sein und haben damit etwas Eigenes allein für sich. Männer nicht. Männer müssen im generischen Maskulinum immer Frauen mitschleppen. Wie im wirklichen Leben. Jahrhundertelang waren Männer finanziell und juristisch für ihre Frauen verantwortlich, und die Sprache bildet diese Tatsache ab.

 

Feministinnen beurteilen Dinge bekanntlich immer so, wie es ihren Interessen dient, und deuten daher auch hier das Vorhandensein eines eigenen Bereichs je nach Nutzen als Vor- oder Nachteil. Wenn der Mann ein Arbeitszimmer in der Wohnung besitzt und die Frau nicht, nennen Feministinnen dies eine Benachteiligung der Frau. Wenn die Frau einen eigenen Bereich in der Sprache besitzt und der Mann nicht, nennen Feministinnen dies ... äh ... eine Benachteiligung der Frau.

 

Es ist der alte Trick, Privilegien unsichtbar zu machen, indem sie zu Diskriminierungen umgedeutet werden. Frauen dominieren die prägenden frühen Lebensjahre der Kinder, aber Feministinnen behaupten ein Patriarchat und eine männlich dominierte Sprache. Frauen haben im Gegensatz zu Männern die Wahl, ein bequemes Leben zu führen, indem sie einen Mann für sich den Lebensunterhalt verdienen lassen, aber Feministinnen bezeichnen das Hausfrauendasein als Sklaverei (Die Verlogenheit dieser Behauptung zeigt sich immer dann, wenn ein Paar die Rollen tauscht und sich der Hausmann von eben diesen Feministinnen vorwerfen lassen muss, dass er sich von seiner Frau aushalten lässt). Frauen werden vor allem bewahrt, was gesundheitsschädlich und gefährlich ist, und durften deshalb nicht im Bergwerk arbeiten oder schwere Lasten heben, aber Feministinnen bezeichnen dies als eine fiese Strategie der Männer, Frauen vom Arbeitsmarkt fernzuhalten. Frauen werden vor Gefahren für Leib und Leben beschützt und haben dafür gesorgt, nicht zum Kriegsdienst herangezogen zu werden, aber Feministinnen machen daraus erneut eine berufliche Einschränkung (und gerieren sich darüber hinaus als das „friedfertige Geschlecht“).

 

Bezeichnenderweise richtet sich der sprachliche Krieg der Feministinnen nur gegen das generische Maskulinum. Während die Verwendung von „der Häuptling“, „der Gast“, „der Guru“, „der Vormund“, „der Fernsehstar“, „man“, „seinerzeit“, „herrenlos“, „niemand“, „übermannt“ verurteilt wird, wird man im feministische Lager bei den Worten „die Person“, „die Koryphäe“, „die Majestät“, „die Waise“, „die Geisel“, „die Persönlichkeit“ keinen Aufschrei und keine Forderung finden, an diesen Stellen „geschlechtergerecht“ zu verfahren. Noch wird gegen das „Brautpaar“ gewütet, gegen „Geschwister“, „bemuttern“, „Mutterwitz“, „Muttererde“ oder „Tochtergesellschaft“. Erst recht nicht gegen die Anrede „Sie“. Und warum hat es sich eigentlich eingebürgert, den Aufenthaltsort junger Menschen, die bis weit ins Erwachsenenleben hinein bei ihren Eltern leben, als „Hotel Mama“ zu bezeichnen? Nach wem wird üblicherweise ein Hotel benannt – nach dem, der kocht und putzt, oder nach dem, der das Ganze finanziert und das wirtschaftliche Risiko trägt?

 

Begründet werden die Versuche, eine feministische Sprachdiktatur zu etablieren, gern mit der Behauptung, Sprache würde die Wirklichkeit formen (Interessanterweise wird an dieser Stelle von Linksradikalen der Marx’sche Grundsatz „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ in sein Gegenteil verkehrt, ohne dass ihnen dieser Widerspruch klar zu sein scheint). Wenn man also „die Lehrer“ oder „die Ärzte“ sage, würde man sich nur Männer darunter vorstellen.

 

Hier zeigt sich der Totalitarismus der feministischen Bewegung und deren Verlangen nach Gedankenkontrolle unverhohlen. Sprachdiktate zielen eben nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf Herrschaft über unser Denken. Es geht andere aber einen feuchten Schmutz an, was ich mir zu irgendeiner Gelegenheit vorstelle. Noch sind die Gedanken hierzulande nämlich frei. Für meine Handlungen muss ich vor der Gesellschaft geradestehen, aber weder für das, was ich denke, noch für das, was ich fühle. Also raus aus meinen Kopf! Und zwar sofort!

 

 

Empfohlene Links zum Thema spaltende Sprache:

https://archive.ph/TTH1j

https://derstandard.at/2000077974183/Philosoph-Robert-Pfaller-Moralisieren-ist-immer-eine-Verfallserscheinung

http://web.archive.org/web/20220111163210/http://www.bruehlmeier.info/sprachfeminismus.htm

 

 

3 Kommentare:

  1. Feministen geben freimütig zu, dass sie mit Gendern das richtige Denken erzwingen wollen, also ähnlich wie bei Orwell...

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    1. Der Kommentar war übrigens von mir, yx. Kompliziert, unter Blogspot zu kommentieren.

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  2. Selbst für Sklaven in den USA gab es Schutzbestimmungen, die nur die weiblichen zuteil wurden: Sklavinnen durften nicht zu sexuellen Diensten oder zu harten körperlichen Arbeiten gezwungen werden.

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Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar