Im Aquarium

Im Aquarium

Montag, 11. Juli 2022

Empathielückenleugner

 

Ein Beitrag zum Gender Empathy Gap Day (Tag der Geschlechter-Empathielücke).

 

 

Ausgerechnet die Heinrich-Böll-Stiftung, die ihre Existenz der Tatsache verdankt, dass sie seit Jahrzehnten einem Feminismus das Wort redet, der noch jede Tragödie für seinen Männerhass instrumentalisiert, gleich ob Amokläufe, Flugzeugabstürze oder aus dem Ruder gelaufene Protestkundgebungen, ausgerechnet diese Heinrich-Böll-Stiftung versucht, den Gender Empathy Gap (GEG), also die mangelnde Empathie gegenüber Männern, dadurch zu diskreditieren, dass sie in ihrer „Handreichung“ Antifeminismus auf dem Weg durch die Institutionen in heuchlerischer Weise von einer Instrumentalisierung der Tragödie von Srebrenica als Symbol für den GEG spricht. Das Pamphlet wurde u. a. von Andreas Kemper verfasst, der bekanntlich stets vorn mit dabei ist, wenn es gilt, gewalttätige Vorfälle für die feministische Ideologie zu missbrauchen, und dabei nicht nur die vielen Männer ignoriert, die sich Attentätern in den Weg stellen oder Menschen unter Einsatz ihres Lebens zu retten versuchen, sondern auch weibliche Attentäter mit keiner Silbe erwähnt, darunter eine Frau in Russland, die explizit erklärte, dass sie vorthatte, aus ideologischen Gründen ausschließlich Jungen in einem Kindergarten zu töten.

 

Weltweit ist die Tragödie von Srebrenica als Völkermord anerkannt, nicht jedoch als Androzid, als Massenmord an Männern; das allein beweist das Vorhandensein einer Geschlechter-Empathielücke und wie berechtigt es ist, die damaligen Geschehnisse als Sinnbild für den GEG zu nehmen. Das mangelnde Mitgefühl mit Männern, das seinerzeit zum Ausdruck kam, zeigt sich bis heute im Umgang mit dem Massaker, wenn etwa Außenministerin Annalena Baerbock nach ihrer Reise nach Srebrenica die ermordeten Männer unter den Tisch fallen lässt und sich einzig für Vergewaltigungen von Frauen und die „Mütter von Srebrenica“ interessiert. „Feministische Außenpolitik“ ist nur ein anderer Ausdruck für Empathielosigkeit gegenüber Männern.

 

Die Heinrich-Böll-Stiftung marschiert seit Jahrzehnten bei dieser Doppelmoral vorneweg, wenn sie sich etwa in einer Veranstaltung über Boko Haram auf die fünfhundert entführten Mädchen konzentriert und mit keinem Wort die zehntausend von der Terrororganisation entführten oder gar die etlichen hundert ermordeten Jungen auch nur erwähnt, sondern im Gegenteil lang und breit schwadroniert: „Die Entführungen zeigen die genderspezifische Gewaltdimension des blutigen Konflikts im Nordosten Nigerias. Boko Haram nutzt (...) die Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Instrument.“ Ebenso entblödet sich die Böll-Stiftung nicht, den Drogenkrieg in Mexiko zu instrumentalisieren, 90 Prozent ermordete Männer auszublenden und die restlichen 10 Prozent ermordete Frauen als Beleg für einen angeblichen „Feminizid“ zu nehmen, während sie sich andererseits weigert, die achttausend ermordeten Jungen und Männer von Srebrenica als Beleg für das zu nehmen, was es war, nämlich ein gezielter Androzid.

 

Als Stiftung der Grünen ist ein solch gynozentrischer Narzissmus allerdings nicht weiter überraschend, schließlich hat ja auch Cem Özdemirs Büro auf die Nachfrage, weshalb die männlichen Opfer von Boko Haram unsichtbar gemacht werden, kaltschnäuzig geantwortet: „Eine Fokussierung auf eine Gruppe von Opfern, männlich oder weiblich, ist in dem Zusammenhang nicht produktiv“. Die ebenfalls den Grünen nahe stehende Taz wiederum schrieb über das Massaker von Srebrenica: „Viele Frauen, die das Massaker überlebt haben, leben mit ihren Kindern in bitterer Armut.“ Da stellt sich die Frage, wie Frauen ein Massaker überleben konnten, das sich gegen Männer richtete.

 

Böll-Stiftung, Taz, Grünen-Politiker – es handelt sich um Personen aus ein und derselben Filterblase, die der feministischen Ideologie treu ergeben sind und Empathielosigkeit gegenüber Männern zu ihrem Beruf gemacht haben. Antifeminismus auf dem Weg durch die Institutionen dient dabei der Vernebelungstaktik, um die finanziellen Interessen der Geschlechterkriegsgewinnler zu verschleiern. Die Dürftigkeit der darin vertretenen „Argumente“ wird nur noch übertroffen durch die emotionale Kälte, die in der „Handreichung“ zutage tritt. Sehen wir uns das mal im Detail an.

 

 

Wie man die Empathielücke unsichtbar macht

 

Zunächst einmal arbeitet die Böll-Stiftung, wie in solchen Fällen üblich, mit Strohmannargumenten, d. h. es wird wortreich etwas widerlegt, was gar nicht gesagt wurde. Beispielsweise heißt es, „maskulistische Kreise“ würden behaupten, aus der von ihnen beklagten Einseitigkeit des Frauenministeriums „resultiere“ die Empathielücke. Oder: „Soldatische Männlichkeit“ würde „zur Ursache für den GEG gemacht“. Oder: „Maskulisten und Väterrechtler“ würden „den Feminismus, die Gleichstellungspolitik und die Frauen im Allgemeinen für fehlendes Mitleid mit Jungen verantwortlich“ machen. Nichts davon behaupten die Menschenrechtsorganisationen, die die Empathielücke anprangern. Offenbar ist der Böll-Stiftung der Unterschied zwischen einem Kausalzusammenhang (X ist für Y verantwortlich) und einem Symptom (X zeigt, wie verbreitet Y ist) nicht geläufig.

 

Typisch ist weiterhin, alles, was nicht ins Weltbild passt, begründungslos als „fragwürdig“ oder „zweifelhaft“ zu bezeichnen. Belege für den Doppelstandard in der Justiz? Zweifelhaft. Fünfhundert Studien zu häuslicher Gewalt, die alle zu dem Ergebnis kommen, dass sich Männer und Frauen in der Hinsicht nichts nehmen? Zweifelhaft. Außerhalb der polizeilichen Kriminalstatistik gebe es keine aktuellen empirischen Daten zu Männern als Opfer von häuslicher bzw. Partnergewalt, lügt sich die Stiftung zusammen.

 

Dieselbe Doppelmoral, mit der die Macher der „Handreichung“ den Vorwurf der Instrumentalisierung einer menschlichen Tragödie ins Feld führen, zeigt sich auch beim Vorwurf, durch das Label „Gap“ würde ein Popanz „gleichstellungspolitisch aufgeladen“. Kemper & Co beklagen hier etwas, was sie seit Jahrzehnten systematisch beim Pay Gap, Pension Gap usw. selbst tun. Feminismus ist ohne Projektion nicht zu erklären.

 

Anders als der Gender Pay Gap und seine Epigonen sei der Empathy Gap „nicht empirisch belegt“. Abgesehen davon, dass der Pay Gap im Sinne einer Diskriminierung seit mindestens drei Jahrzehnten widerlegt ist und selbst die Quelle, auf die sich die Bölls berufen, nämlich das Statistische Bundesamt, deutlich davor warnt, voreilige Schlüsse zu ziehen („Bei der Interpretation der Werte sollte berücksichtigt werden, dass es sich um den un­be­reinig­ten Gender Pay Gap handelt. Aussagen zum Un­ter­schied in den Ver­diens­ten von weiblichen und männlichen Be­schäf­tig­ten mit glei­chem Beruf, ver­gleich­ba­rer Tätigkeit und äquivalentem Bildungsabschluss sind damit nicht möglich“), gibt es für den Gender Empathy Gap eine Fülle von Belegen, buchstäblich Hunderte von Studien. Aber vermutlich fallen die bei der Böll-Stiftung wieder alle unter die Rubrik „zweifelhaft“.

 

Die Autoren empören sich: „Maskulisten und Väterrechtler deuten diese Benachteiligung [durch den angeblichen Gender Pay Gap] als ein Resultat unterschiedlicher Wünsche, Präferenzen und Lebensentwürfe von Männern und Frauen um.“ Nein, sie deuten gar nichts um, sie zitieren lediglich das Statistische Bundesamt: „So unterscheiden sich Frauen und Männer zum Beispiel in ihren Erwerbsbiografien und der Wahl der Berufsfelder. Dies führt häufig zu unterschiedlichen Karriereverläufen und Verdienstunterschieden.“

 

Zu einer als Beleg für die Empathielücke genannten Studie, die aufzeigt, dass das Weinen eines Kindes unterschiedlich bewertet wird, je nachdem, ob die Probanden glauben, dass es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt, erklärt die Böll-Stiftung: „Das unterstreicht eher die Existenz von Geschlechterklischees“. Eben. Genau darum geht es in der Empathielücke: dass Menschen Geschlechterklischees verinnerlicht haben und den männlichen Babys im Experiment deshalb das Mitgefühl verweigern.

 

Natürlich darf auch der alte Trick nicht fehlen, Kritik am Feminismus mit Kritik an Frauen gleichzusetzen. Wenn also Warren Farrell den Feminismus kritisiert, sind die Böller davon überzeugt, „demnach wären es also Frauen, die Männer entsprechend konditionieren“, es würde „auf jeden Fall in irgendeiner Weise Frauen die Verantwortung zugeschrieben“. Welche Hybris, dass sich eine kleine radikale Minderheit mit „den Frauen“ gleichsetzt! Ganz abgesehen davon, dass auch hier wieder projiziert wird, worauf Kemper & Co praktisch ihre Karriere aufgebaut haben, nämlich ein Geschlecht für alles, was schief läuft, verantwortlich zu machen. Feministinnen haben die Empathielosigkeit gegenüber Männern nicht erfunden, das wird auch nirgends behauptet, sie instrumentalisieren dieses archaische Relikt lediglich für ihre Zwecke, weil es sich nun mal, allen Lippenbekenntnissen zum Trotz, beim Feminismus um eine Ideologie handelt, die auf vorsintflutlichen Geschlechterstereotypen aufbaut, wonach das Leben eines Mannes im Gegensatz zum Leben einer Frau weniger wertvoll ist.

 

Weiter behauptet die Böll-Stiftung (ohne nähere Erklärung der Ursachen), „soldatische Männlichkeit“ sei ein Konzept, das „bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland hegemonial war“, und – Achtung, jetzt kommt der unmotivierte Gedankensprung – „das impliziert [Warum? Wodurch?], dass Männer diese mangelnde Wertschätzung ihres Lebens verinnerlicht haben“. „Männlichkeitskonstruktionen“ seien also dafür verantwortlich, wenn Männern gesellschaftlich jegliches Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit abgesprochen wird und Politik, Medien und Justiz Männer und Frauen mit zweierlei Maß messen. Victim blaming, nennt man das wohl.

 

Geschlechterstereotype hätten „strukturelle, also gesellschaftliche Ursachen“. In der Tat, genau das wird im GEG beklagt. Anscheinend gehören Frauen für die Böll-Stiftung nicht zur Gesellschaft und tragen daher auch nicht zu „strukturellen“ Ungerechtigkeiten bei, stellen weder die Mehrheit der Wählerinnen, noch die Mehrheit derjenigen, die die Erziehung der Kinder und damit deren Weltbild prägen, sind auch keine Nutznießerinnen der Führungspositionen ihrer Männer, nein, selbstredend sind erneut wieder einzig und allein die Männer am Zustand der Gesellschaft und damit selbst schuld, dass ihnen Empathie verweigert wird. In der Vorstellungswelt der Böller sind Frauen im Gegensatz zu Männern innerhalb der Gesellschaft, der sie selbst angehören, fremdgesteuert und ohne eigenen Willen, also unmündige Kinder, die man für nichts verantwortlich machen kann. So sieht der „fortschrittliche“ Feminismus von Dorothee Beck, Thomas Gesterkamp, Andreas Kemper, Barbara Stiegler und Henning von Bargen aus.

 

Stattdessen begründen sie die angebliche Schuld der Männer mit einem „privilegierten Zugang zu Macht und Ressourcen“ und besitzen nicht einmal so viel Selbstreflexion, die eigene Privilegierung, also die Tatsache, dass die Betreiber der Böll-Stiftung ihren Männerhass staatlich alimentiert unters Volk bringen können, in diesem Zusammenhang zu hinterfragen.

 

Ihre Unkenntnis in Bezug auf männliche Gewaltopfer versucht die Böll-Stiftung mit dem Hinweis auf Forschungslücken zu bemänteln: Viele Aussagen bezögen sich auf eine Pilotstudie aus dem Jahr 2004. In der Tat. Dort wurde eindringlich darauf hingewiesen, dass weitere Forschung geboten sei, eine Notwendigkeit, die seit nunmehr achtzehn Jahren von jeder feministischen Frauenministerin unterlaufen wird, um das weibliche Opfermonopol nicht zu gefährden. Lieber wird die zigste Untersuchung zur Gewalt gegen Frauen in Auftrag gegeben, aktuell vom sächsischen Justizministerium, um „belastbare Zahlen zur Situation von gewaltbetroffenen Frauen in Erfahrung zu bringen“, weil es derer ja so wenige gibt (Eine kleine Auswahl: Hilfe für misshandelte Frauen (1982), Vergewaltigung als soziales Problem (1983), Rita Süssmuths Duluth-Studie (1988), Opfererfahrungen in engen sozialen Beziehungen (1995), Gewalt gegen Frauen im häuslichen Bereich (1997), Politik und Gewalt im Geschlechterverhältnis (1999), Gewalt gegen lesbische Frauen (1999), Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland (2004), Gemeinsam gegen häusliche Gewalt (2004), Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen (2008), Daphne-Studie (2009), Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland (2012), FRA-Studie Gewalt gegen Frauen (2014), Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen im Leben gehörloser Frauen (2015), Beziehungsgewalt (2018) usw.).

 

Die Böll-Stiftung hat die Stirn zu beklagen, es würden Untersuchungen zu den Kontexten fehlen („Ist die Gewalt einseitig oder wechselseitig?“). Wie sollte es auch anders sein, wenn die feministische Lobby im Frauenministerium seit Jahrzehnten grundsätzlich nur Gewaltstudien in Auftrag gibt, in denen ausschließlich Frauen befragt werden?

 

Genau genommen stimmt der Hinweis auf die Forschungslücken nicht einmal, denn es hat durchaus auch in Deutschland Studien zur Gewalt gegen Männer gegeben, ganz zu schweigen von den schon erwähnten über fünfhundert internationalen Studien, die allesamt zu dem Schluss kommen, dass sich Männer und Frauen in puncto häuslicher Gewalt nichts nehmen: „Eigentlich ist kaum ein Gegenstand sozialwissenschaftlich so gut erforscht wie Gewalt in Partnerschaften, auch wenn dies feministische Autoren wohl noch immer nicht wahrhaben wollen.“ (Jürgen Gemünden)

 

 

Srebrenica

 

Doch zurück zum Androzid von Srebrenica. Für die Empathielückenleugner der Heinrich-Böll-Stiftung hier noch einmal Schritt für Schritt die Beweisführung anhand des Films Opfer klagen an, damit vielleicht auch sie eines Tages in der Lage sind, Tatsachen ohne ideologische Scheuklappen wahrzunehmen.

 

In dem Film berichtet der damalige Dolmetscher der Blauhelmtruppen: „[Die Serben] haben diese Absperrung und das UN-Gelände respektiert. Sie wollten diese symbolische Grenze nicht verletzen. Es waren die niederländischen Blauhelmsoldaten, die die Flüchtlinge vom sicheren Gelände vertrieben haben. Wir waren sicher, solange wir hinter der Absperrung waren.“ (1. Video ab 6:25)

 

Daher hat es Serbenführer Ratko Mladic mit Überredung versucht, eine Geschlechtertrennung verlangt und Frauen und Kindern freien Abzug garantiert. Bei einer späteren Anhörung vor Gericht fragte ein Richter in Den Haag den Stellvertretenden Blauhelmkommandanten Rob Franken, ob den niederländischen Blauhelmsoldaten klar war, was Mladic mit der Trennung von Frauen und Männern bezweckte, und dass die Niederländer damit die Männer von Srebrenica direkt an ihre Schlächter übergaben. Franken antwortete: „Das ist korrekt, Sir, ich hatte diese Befürchtungen." (1. Video, ab 11:00)

 

Mient Jan Faber, ein Politikwissenschaftler, sprach ebenfalls mit Franken: „Er sagte mir, dass er ein sehr zynischer Mensch sei und bei diesem Einsatz sehr schlimme Dinge getan habe. Aber er habe keine andere Wahl gehabt, einzig die Möglichkeit, durch Kooperation mit den Serben 20- bis 25.000 Frauen und Kinder zu retten und dafür einige tausend Männer an die Serben zu übergeben. Er hat mir gleich bei unserem ersten Treffen gesagt: Mein Prinzip war von jeher, Frauen und Kinder zuerst, und danach habe ich auch gehandelt.“ (2. Video, ab 5:12)

 

Auch das Fazit des Buchs Die letzten Tage von Srebrenica von David Rohde lautet: „Die internationale Gemeinschaft hat Tausende von Männern entwaffnet, ihnen versprochen, sie zu schützen, und sie dann ihren eingeschworenen Feinden ausgeliefert. Es handelt sich bei Srebrenica nicht einfach um einen Fall, in dem die internationale Völkergemeinschaft zugesehen hätte, wie fernab Gräueltaten begangen wurden, denn diese Gemeinschaft hat durch ihr Verhalten die Täter dieses Massakers ermutigt, unterstützt und gestärkt.“

 

Axel Hagedorn, Anwalt einer Kanzlei in Amsterdam, der Srebrenica-Opfer vertrat und sich daher ausführlich mit Dokumenten und Zeugenaussagen beschäftigte, sagt: „Die große Frage, die hier im Raum steht und die man unbedingt klären muss, ist: Was wäre passiert, wenn die UN tatsächlich Luftangriffe geflogen hätten. Dann, bin ich der festen Überzeugung, dann hätten diese Massenexekutionen nicht stattgefunden.“ (2. Video, ab 10:25)

 

Fassen wir zusammen: 1.) Die serbischen Truppen haben unter den Augen der Blauhelme, teilweise mit deren Hilfe, gezielt Männer und Frauen getrennt. 2.) Die UN wussten oder konnten zumindest ahnen, was das für die bosniakischen Männer bedeutete. 3.) Sie haben dennoch nichts getan, um einzugreifen. 4.) Hätten die UN eingegriffen, wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu der Tragödie gekommen.

 

Es kann nicht darum gehen, den unerfahrenen, kaum bewaffneten und von den UN im Stich gelassenen Soldaten Vorwürfe zu machen. Ihr eigenes Leben war in Gefahr, viele von ihnen mussten später psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, weil sie mit dem, was sie erlebt hatten, nicht klarkamen. Es geht hier einzig und allein darum, dass jenseits aller Zweifel klar ist, dass es sich bei dem Massenmord in Srebrenica um einen gezielten Androzid handelte, dem die UN tatenlos zusahen, während Frauen und Kinder gerettet wurden. Dass also der Tod von Männern in den Augen der Verantwortlichen von zu vernachlässigender Bedeutung war – Ausdruck der Empathielücke.

 

In ihrer Chronik des Genozids auf der Internetseite zur Veranstaltungsreihe Srebrenica – Erinnerung für die Zukunft zitiert die Heinrich-Böll-Stiftung ein Gerichtsurteil: „[Die serbischen Truppen] nahmen allen gefangenen bosniakischen Männern, Soldaten wie Zivilisten, Alten wie Jungen, ihre persönlichen Gegenstände und Dokumente ab und töteten sie planmäßig und methodisch ausschließlich aufgrund ihrer Zugehörigkeit.“

 

Offensichtlich nicht allein deswegen, denn dann hätten die Truppen bosniakische Frauen ebenso „planmäßig und methodisch“ umgebracht. Das haben sie aber nicht getan, im Gegenteil. Systematisch unter den Tisch gekehrt wird von der Böll-Stiftung, was, wenn es mit rechten Dingen zuginge, zweiter Teil des Satzes sein müsste: „... und ihres Geschlechts“.

 

 

 

Weitere Artikel zum Gender Empathy Gap Day:

MANNdat-Serie zum Massaker von Srebrenica: Teil 1,Teil 2, Teil 3, Teil 4

Pressemeldung MANNdat

Empathiedefizit und Trennungsväter

Auschfrei

Genderama

MANNdat-Brief an die UN

u/lightning_palm

Men's Mental Health

 

 

 

 

3 Kommentare:

  1. Sei es, dass man Männer auf diese Weise ermordet, sei es, dass man bei der Aufarbeitung das Geschlecht unter den Tisch fallen lässt, also genau das Merkmal, anhand dessen gemordet wurde: Beides dieselbe Ursache. Danke für den Artikel, wieder mal mit Prädikat "sehr wertvoll".

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank für den hervorragenden Text. Dazu passt natürlich (!) unsern Film. Bitte auch immer auf die Serie hinweisen. Danke. https://youtu.be/HvLn4JksKEc

      Löschen

Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar