Im Aquarium

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Samstag, 16. Mai 2020

Weiße Ritter, Alphamänner, Pick-Up-Artists

Manche Bewegungen haben mehr miteinander gemein, als sie glauben.


Weiße Ritter leben das ewige mittelalterliche Minnesängerideal: servil der moralisch überhöhten Edelfrau zu dienen, um sich ihrer würdig zu erweisen. Mitunter ohne jede Gegenleistung. Oder in der Hoffnung, so die Konkurrenz ausstechen zu können. Es sind Männer, die sich nur dann als Mann fühlen, wenn sie sich vor einem scheinbar schwachen Weibchen auf die Brust trommeln können: „Alle anderen Kerle sind böse, ich bin der einzig Gute, nur ich kann euch beschützen, deshalb lasst euch nur von mir vögeln."

Sogenannte Alphamänner (oder die sich dafür halten) scheinen auf den ersten Blick das Gegenteil der Weißen Ritter zu sein: Während jene sich den angeblichen Wünschen von Frauen anpassen, bedienen diese die (evolutionär bedingten) wirklichen Wünsche. Doch auch bei ihnen geht es am Ende um nichts anderes als um das Werben um die Frau und die Ausschaltung der Konkurrenz. Das wird deutlich, wenn man sich die einschlägigen Blogs betrachtet und die Verachtung, die dort denjenigen entgegengebracht wird, die die Betreiber als „Betas“ bezeichnen.

Bei den Pick-up Artists kommt es darauf an: Wenn die Teilnahme an einer Flirtschule dazu dient, Selbstbewusstsein aufzubauen, ist dagegen nichts einzuwenden. Wenn es allerdings zum Lebensinhalt wird, sind es erneut die Wünsche der Frauen, die das Leben der Männer bestimmen. Dann geht es wieder nur darum, sich auf Frauen auszurichten und sich optimal an deren Erwartungen anzupassen, statt sich zu fragen, was man selbst will.

Solange Männer nicht lernen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu verstehen, zu artikulieren und zu leben, wird sich daran nichts ändern. Rücksichtsvoll und aufmerksam zu sein und andererseits den eigenen Bedürfnissen Raum zu geben, ist kein Widerspruch. Wer verantwortungsvoll handelt, tut das sowohl gegenüber anderen als auch gegenüber sich selbst.

Das ist übrigens nicht notwendigerweise als Aufruf zu verstehen, ein MGTOW zu werden. Man kann sich auch auf Frauen einlassen, ohne die eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren.

In diesem Sinne: Nehmt euch nicht wichtig. Aber nehmt euch ernst.

6 Kommentare:

  1. ZOMBIE MATRIARCHY: 28 DAYS LATER... | w. Semiogogue

    https://youtu.be/7jnLLHa5sd4

    Für jeden Teil des Monatszyklus ein passender Männertyp ;-)

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  2. Mir ist zwar der Zusammenhang nicht ganz klar, aber egal.
    :-)

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  3. "Solange Männer nicht lernen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu verstehen, zu artikulieren und zu leben, ..."
    Pickup wäre die Möglichkeit dazu, nämlich sein Selbstvertrauen so aufzubauen, dass man sich gerade eben nicht mehr nur auf die Frau ausrichtet, weil man weiss, es kommt immer wieder eine andere nach ...
    Aber wie du selbst schreibst, es gibt halt auch da die Extrema ...

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  4. Ich habe das geschafft. Vom Frauendiener zum selbst bestimmten Menschen mit einem klaren Lebensentwurf. Und der zutiefst ironische Witz daran ist, dass es seitdem mit den Frauen quasi wie von selbst läuft.

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    1. Könntest du das etwas genauer erläutern?

      Was meinst du mit "...dass es seitdem mit den Frauen quasi wie von selbst läuft." wenn doch kein Frauendiener mehr bist?

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Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar