Im Aquarium

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Samstag, 23. Mai 2020

Die mangelnde Fähigkeit zur Selbstreflexion

Ich finde es immer wieder erstaunlich, über wie wenig Selbstreflexion viele Frauen verfügen. Im Zuge meiner Recherchen zu meinem Schwarzbuch Feminismus bin ich auf Aussagen gestoßen, bei denen ich kaum glauben konnte, dass die betreffenden Personen nicht selbst merkten, wie sehr sie sich mit dem, was sie da von sich gaben, ad absurdum führten.

Feministinnen sind ja der festen Überzeugung, sie würden im Arbeitsverhältnis empathischer, sozialer, gleichberechtigter mit anderen Menschen umgehen als Männer. Namentlich die beiden feministischen Zeitschriften Emma und Courage beschworen diese Schwesterlichkeit immer wieder. Obwohl es in beiden Redaktionen bald zu  Machtspielen, Einschüchterungen, Psychoterror, persönlichen Angriffen und Intrigen kam, sodass Nervenzusammenbrüche, Magenschmerzen und Austritte die Folge waren, änderte dies nichts an der Selbstüberhöhung. Auf Kritik an ihrem Führungsstil reagierte Courage-Gründerin Sibylle Plogstedt mit den Worten: „Es ist ja nichts einfacher, als sich gegen ‚Macht’ zu vereinen.“

Ähnlich die Grünen, die 1984 mit einem rein weiblichen Vorstand antraten, dem Feminat, von dem Antje Vollmer behauptete, jetzt kämen neue Qualitäten zum Zuge, nämlich „Kooperation und Kollegialität“. Mit der Realität konfrontiert, dichteten die Grünen dann Alleingänge, Ellbogeneinsatz und mangelnde „Frauensolidarität“ kurzerhand zur Fähigkeit zu kämpfen um.

Die Psychologin Margarete Mitscherlich veröffentlichte 1985 das Buch Die friedfertige Frau und erklärte in einem Interview mit dem Spiegel: „Positiv meine ich mit ‚friedfertig’ aber auch, dass Frauen oft liebesfähiger sind als Männer“. Den ganzen Artikel hindurch verbreitete sie ein ressentimentgeladenes und klischeebehaftetes Männerbild, in dem „Männer ihre Kriege führen“ und die Frau „dazu erzogen wurde, sich einzufühlen“. Nur um dann fortzufahren: „Wenn man Einfühlung in den anderen hat und nicht immer im anderen seinen Feind sieht, wenn man also nicht immer nur Sündenböcke sucht, wozu die Männer neigen, dann ist auch eine Grundlage für Frieden gegeben.“

Eine ehemalige Stasi-Frau versuchte 1993 in einem Interview mit der Taz, sich selbst reinzuwaschen, indem sie die Schuld an diesem Unterdrückungssystem den Männern zuschob („Ich dachte, jetzt müssten diese verdammten Männer endlich merken, was sie die ganze Zeit für einen Mist gemacht haben“). Und erklärte dann: „Unter Frauen gibt es einen anderen Umgang mit diesem Thema. Sie versuchen nicht, Schuldgefühle abzublocken oder Schuld von sich zu weisen.“

2018 ließ sich Ulrike Posche im Stern darüber aus, dass Andrea Nahles von Männern am Fortkommen gehindert werden würde. Dass sie dabei von Anfang bis Ende eine Schuldzuweisung an die andere reihte, hinderte sie nicht an der Aussage: „Das schreibe ich hier nicht aus dem üblichen Frauengedöns-Reflex, der besagt, dass immer die Männer an allem schuld sind.“ Ähnlich Sabine Rennefanz, die 2019 nach dem Scheitern von Nahles in der Berliner Zeitung ebenfalls die Schuld ausschließlich bei den Männern suchte und dann behauptete: „Die Fähigkeit zu Selbstkritik ist womöglich auch etwas Weibliches.“

Wer all dies für Ausnahmeerscheinungen hält, sollte sich eine Umfrage der Zeitschrift Marie Claire von 2003 auf der Zunge zergehen lassen. Derzufolge fanden 70 Prozent der Frauen im Alter von 14 bis 29, dass Männer in der Lage sein müssten, eine Frau zu ernähren. Zugleich waren 66 Prozent der Ansicht, dass Männer ihre Karriere zugunsten der Familie hinten anstellen sollten.


Quelle: Gunnar Kunz: „Besonders Frauen“. Schwarzbuch Feminismus 1968 – 2019 (Kindle Direct Publishing 2020)


Elmar hat eine Antwort auf diesen Artikel in seinem Blog JungsundMädchen erstellt.

1 Kommentar:

Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar