An anderer Stelle habe ich einmal
geschrieben, dass mir der Feminismus geholfen hat, den aufkommenden
Nationalsozialismus in der Weimarer Republik zu verstehen. Ich möchte das im
Folgenden näher ausführen.
Wenn ich mich umsehe und
feststelle, wie sehr unsere Gesellschaft einem feministischen Wahn verfällt,
sich entgegen der Realität eine allgegenwärtige sexuelle Belästigung, ja, eine
Vergewaltigungskultur herbeifantasiert, überall Frauendiskriminierung wittert
und sich im Patriarchat wähnt, dann kann ich plötzlich nachvollziehen, wie sich
die deutsche Bevölkerung der Zwanziger Jahre von Feinden umringt und durch
Juden bedroht fühlen konnte.
So mancher, der damals
feststellte, dass Juden in der Finanzwelt eine bedeutende Rolle spielten, und
die historischen Gründe dafür ausblendete, redete sich ein, es gebe eine weltweite
Verschwörung des internationalen Judentums. Wie war so eine Sichtweise möglich?
Wie konnte man glauben, Juden hätten die Macht, trotz der gewalttätigen
Ausschreitungen gegen Juden in den Universitäten, trotz der Diskriminierungen,
denen Juden etwa während des Ersten Weltkrieges in der Armee ausgesetzt waren,
trotz der Verelendung speziell der osteuropäischen Juden? Wie konnte man
glauben, die „Weisen von Zion“, so sie denn die Welt beherrschten, würden
derartige Zustände zulassen?
Vermutlich genau so, wie Menschen
heutzutage beobachten, dass Führungspositionen zumeist von Männern besetzt
sind, und die Gründe dafür ausblenden, beispielsweise dass die Mehrzahl der
Frauen gar kein Interesse an solchen Positionen hat. Und sich dann einreden, es
gebe eine weltweite Verschwörung der Männer gegen die Frauen. Wie kann man
glauben, Männer hätten die Macht, trotz der Tatsache, dass Frauen in den Leitmedien
ungehemmt ihren Männerhass verbreiten dürfen, während Männer, die es wagen, dem
zu widersprechen, angefeindet werden? Trotz der Tatsache, dass Männer fünf
Jahre früher sterben, sich wesentlich häufiger umbringen und den Löwenanteil
der Obdachlosen stellen, ohne dass die Gesellschaft deswegen übermäßig besorgt
wäre? Trotz der Tatsache, dass Männer vor Gericht strenger bestraft und nach
Scheidungen vielfach aus Familien geworfen werden, die sie dennoch weiter
finanzieren müssen? Trotz der Tatsache, dass Jungen in der Schule schlechter
benotet werden? Wie kann man glauben, das „Patriarchat“ würde derartige Zustände
zulassen?
In der Weimarer Republik war die
Vorstellung von höherrassigen „Ariern“ und minderwertigen „Untermenschen“,
speziell Juden, weit verbreitet. Unbegreiflich, angesichts der Verbrechen, die
täglich von diesen „Ariern“ begangen wurden. Unbegreiflich auch, wenn man
bedenkt, dass doch jeder in alltäglichen Begegnungen sehen konnte, dass der Andere
ein Mensch wie du und ich ist. Wie konnte man also so einen haarsträubenden
Unsinn glauben wie etwa den, dass Juden geheime Riten abhalten, bei denen kleine
Kinder geopfert werden? Wie konnte man Mitmenschen dämonisieren, denen man
täglich auf der Straße begegnete? Menschen, die freundliche und hilfsbereite
Nachbarn waren, die Scherze machten und ihre Kinder liebten?
Vermutlich genau so, wie man
heutzutage Frauen für das moralischere Geschlecht halten und Männern alles
Schlechte der Welt unterstellen kann, obwohl Frauen im Internet Männer als Müll
bezeichnen oder ihre Vernichtung fordern, sich in der Politik vor allem um Privilegien
für sich und Ihresgleichen kümmern und im Alltag alles, was schwer, gefährlich
oder gesundheitsschädlich ist, Männern überlassen. Wie kann man Männer dämonisieren,
die ihr Leben geben für die, die sie lieben, die in strahlenverseuchte
Atomkraftwerke oder in brennende Hochhäuser laufen, um anderen beizustehen?
Männer, die unter entwürdigenden Umständen gesundheitsschädliche Jobs annehmen,
um eine Familie zu ernähren, die sie selbst kaum zu Gesicht bekommen? Die im
Alltag jeder Frau mit einer Autopanne weiterhelfen und sich in der Politik wie
im Privatleben bemühen, jeden noch so ausgefallenen Wunsch von Frauen zu
erfüllen?
Nach dem Zusammenbruch des
Hitler-Regimes stahlen sich viele Deutsche aus der Verantwortung, indem sie
behaupteten, von den Verbrechen der Nazis nichts gewusst zu haben. Aber wie
konnte man so blind sein, nicht mitzubekommen, wenn Menschen aus der eigenen
Straße, aus dem eigenen Haus geholt und wie Vieh abtransportiert wurden? Wie
konnte man die gigantische Infrastruktur übersehen, die behördliche Maschinerie,
die nötig war, um etwas so Monströses wie die „Endlösung“ in die Tat
umzusetzen? Wie konnte man die alltägliche Verachtung nicht wahrnehmen, die
Juden entgegenschlug?
Vermutlich genau so, wie Menschen
heutzutage glauben, der Feminismus sei eine progressive Bewegung für
Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, und sich blind stellen angesichts der hässlichen
Fratze der Menschenverachtung, die diese Ideologie durchzieht. Wie kann man die
Doppelmoral ignorieren, mit der über Männer und Frauen geredet wird? Wie kann
man die Gesetze ausblenden, die Männer benachteiligen: Mutter- und Arbeitsschutz,
Gewaltschutzmaßnahmen, das Scheidungsrecht, die Verschärfung des Sexualstrafrechts,
das jegliche Verantwortung für alles, was sich zwischen zwei Menschen abspielt,
dem Mann aufbürdet, das Verbot von Vaterschaftstests, die Wehrpflicht, die
privilegierte Beförderung von Frauen, die Nachteile bei der medizinischen
Versorgung? Wie kann man die gigantische Infrastruktur übersehen, die mit
Millionen subventionierte behördliche Maschinerie, die nötig ist, um
flächendeckend Frauenbevorzugung durchzusetzen? Wie kann man die alltägliche
Verachtung nicht wahrnehmen, die Männern entgegenschlägt: auf der Straße, in
den Medien, in der Werbung, in Film und Musik?
Mythen sind stärker als
Tatsachen. Wer unbedingt glauben will, dass Männer stark sind und Frauen
schwach, dass Männer gewalttätig sind und Frauen von Natur aus friedfertig, wer
also an überkommenen Geschlechterklischees festhalten möchte, den werden auch
keine fünfhundert Studien zur häuslichen Gewalt vom Gegenteil überzeugen. Wer
der Ansicht ist, dass eine Frau keineswegs wie jeder Mann lernen sollte, sich
gegen dumme Sprüche, Anmache und herabsetzendes Verhalten zu wehren, sondern
von Männern bzw. Vater Staat vor
jedem Kontakt mit der Wirklichkeit beschützt werden muss, der will nicht hören,
in welchem Ausmaß Männer täglich Opfer von geschlechtsbezogenem Mobbing werden
(„Männer sind unsensibel, gewalttätig etc.“ / „Wie, Sie können keinen Rasenmäher
reparieren? Ich denke, Sie sind ein Mann?“ / „Halt den Mund und lass das
Mansplaining!“) und wie gezielt Zweifel an ihrer Männlichkeit eingesetzt wird,
um sie auf Linie zu bringen.
Natürlich ist der Anpassungsdruck
in der Gesellschaft groß, ich erinnere an den Versuch von Solomon Asch. Aber es
ist mehr als das. Die Angst davor, als Außenseiter zu gelten, ist eine Seite,
der Wunsch, Teil der herrschenden Meinung zu sein, eine andere. Offenbar sind
Menschen bereit, das eigenständige Denken aufzugeben und Dinge zu glauben, die
offenkundig nicht wahr sein können, weil sie alles durch die Brille ihrer
Ideologie wahrnehmen und sich gegen widerspechende Informationen immunisieren.
Was ich im Übrigen ebenfalls
durch diejenigen gelernt habe, die den Korridor des Sagbaren einschränken und
Denkverbote einführen, Aktivisten, die größtenteils mit Feministen identisch
sind, ist, warum wir aus der Geschichte nichts lernen: Weil wir immer nur wie
hypnotisiert auf die individuelle Ausprägung einer Gefahr blicken, statt auf
die Methoden, die dieser Gefahr zugrunde liegen. Wir haben zu Recht ein
wachsames Auge auf Nationalisten und Ausländerfeinde, ignorieren aber, dass es
derzeit vor allem sich links gerierende Gruppierungen wie die Antifa sind, die
faschistoide Methoden anwenden.
Mir ist unbegreiflich, wie
intelligente Menschen ein simpel gestricktes Weltbild mit einer säuberlichen
Unterteilung in Gut und Böse einer differenzierten Betrachtung der Wirklichkeit
vorziehen können. Bequemlichkeit ist offenbar ein starker Antrieb dafür, sich
gedanklich in gewohnten Bahnen zu bewegen. Es ist eben anstrengend, genauer
hinzugucken und nachzufragen, wie viel einfacher ist es doch, sich auf seine Filterblase
zu verlassen und nachzubeten, was man zu glauben hat! Außerdem sind wohl die
wenigsten Menschen in der Lage, von sich selbst zu abstrahieren, reden sich
edle Gründe für ihr eigenes Verhalten ein und abscheuliche für das der Anderen
und rechtfertigen so die Doppelmoral, die sie leben.
Deprimierend, dass wir uns in den
letzten hundert Jahren intellektuell kaum fortbewegt haben. Und gruselig, dass
man die Geisteshaltung von damals heute am lebenden Objekt studieren kann.
Danke!
AntwortenLöschenWie Arne Hoffmann in "Sind Frauen bessere Menschen?" berichtet, gab es auch in der *hust* Anti- *hust* Missbrauchsszene Gerüchte über satanistische Täter. Gar nicht so weit weg von Menschenopfern.