Im Aquarium

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Mittwoch, 12. Dezember 2018

Blaupause Feminismus

An anderer Stelle habe ich einmal geschrieben, dass mir der Feminismus geholfen hat, den aufkommenden Nationalsozialismus in der Weimarer Republik zu verstehen. Ich möchte das im Folgenden näher ausführen.


Wenn ich mich umsehe und feststelle, wie sehr unsere Gesellschaft einem feministischen Wahn verfällt, sich entgegen der Realität eine allgegenwärtige sexuelle Belästigung, ja, eine Vergewaltigungskultur herbeifantasiert, überall Frauendiskriminierung wittert und sich im Patriarchat wähnt, dann kann ich plötzlich nachvollziehen, wie sich die deutsche Bevölkerung der Zwanziger Jahre von Feinden umringt und durch Juden bedroht fühlen konnte.

So mancher, der damals feststellte, dass Juden in der Finanzwelt eine bedeutende Rolle spielten, und die historischen Gründe dafür ausblendete, redete sich ein, es gebe eine weltweite Verschwörung des internationalen Judentums. Wie war so eine Sichtweise möglich? Wie konnte man glauben, Juden hätten die Macht, trotz der gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden in den Universitäten, trotz der Diskriminierungen, denen Juden etwa während des Ersten Weltkrieges in der Armee ausgesetzt waren, trotz der Verelendung speziell der osteuropäischen Juden? Wie konnte man glauben, die „Weisen von Zion“, so sie denn die Welt beherrschten, würden derartige Zustände zulassen?

Vermutlich genau so, wie Menschen heutzutage beobachten, dass Führungspositionen zumeist von Männern besetzt sind, und die Gründe dafür ausblenden, beispielsweise dass die Mehrzahl der Frauen gar kein Interesse an solchen Positionen hat. Und sich dann einreden, es gebe eine weltweite Verschwörung der Männer gegen die Frauen. Wie kann man glauben, Männer hätten die Macht, trotz der Tatsache, dass Frauen in den Leitmedien ungehemmt ihren Männerhass verbreiten dürfen, während Männer, die es wagen, dem zu widersprechen, angefeindet werden? Trotz der Tatsache, dass Männer fünf Jahre früher sterben, sich wesentlich häufiger umbringen und den Löwenanteil der Obdachlosen stellen, ohne dass die Gesellschaft deswegen übermäßig besorgt wäre? Trotz der Tatsache, dass Männer vor Gericht strenger bestraft und nach Scheidungen vielfach aus Familien geworfen werden, die sie dennoch weiter finanzieren müssen? Trotz der Tatsache, dass Jungen in der Schule schlechter benotet werden? Wie kann man glauben, das „Patriarchat“ würde derartige Zustände zulassen?

In der Weimarer Republik war die Vorstellung von höherrassigen „Ariern“ und minderwertigen „Untermenschen“, speziell Juden, weit verbreitet. Unbegreiflich, angesichts der Verbrechen, die täglich von diesen „Ariern“ begangen wurden. Unbegreiflich auch, wenn man bedenkt, dass doch jeder in alltäglichen Begegnungen sehen konnte, dass der Andere ein Mensch wie du und ich ist. Wie konnte man also so einen haarsträubenden Unsinn glauben wie etwa den, dass Juden geheime Riten abhalten, bei denen kleine Kinder geopfert werden? Wie konnte man Mitmenschen dämonisieren, denen man täglich auf der Straße begegnete? Menschen, die freundliche und hilfsbereite Nachbarn waren, die Scherze machten und ihre Kinder liebten?

Vermutlich genau so, wie man heutzutage Frauen für das moralischere Geschlecht halten und Männern alles Schlechte der Welt unterstellen kann, obwohl Frauen im Internet Männer als Müll bezeichnen oder ihre Vernichtung fordern, sich in der Politik vor allem um Privilegien für sich und Ihresgleichen kümmern und im Alltag alles, was schwer, gefährlich oder gesundheitsschädlich ist, Männern überlassen. Wie kann man Männer dämonisieren, die ihr Leben geben für die, die sie lieben, die in strahlenverseuchte Atomkraftwerke oder in brennende Hochhäuser laufen, um anderen beizustehen? Männer, die unter entwürdigenden Umständen gesundheitsschädliche Jobs annehmen, um eine Familie zu ernähren, die sie selbst kaum zu Gesicht bekommen? Die im Alltag jeder Frau mit einer Autopanne weiterhelfen und sich in der Politik wie im Privatleben bemühen, jeden noch so ausgefallenen Wunsch von Frauen zu erfüllen?

Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes stahlen sich viele Deutsche aus der Verantwortung, indem sie behaupteten, von den Verbrechen der Nazis nichts gewusst zu haben. Aber wie konnte man so blind sein, nicht mitzubekommen, wenn Menschen aus der eigenen Straße, aus dem eigenen Haus geholt und wie Vieh abtransportiert wurden? Wie konnte man die gigantische Infrastruktur übersehen, die behördliche Maschinerie, die nötig war, um etwas so Monströses wie die „Endlösung“ in die Tat umzusetzen? Wie konnte man die alltägliche Verachtung nicht wahrnehmen, die Juden entgegenschlug?

Vermutlich genau so, wie Menschen heutzutage glauben, der Feminismus sei eine progressive Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, und sich blind stellen angesichts der hässlichen Fratze der Menschenverachtung, die diese Ideologie durchzieht. Wie kann man die Doppelmoral ignorieren, mit der über Männer und Frauen geredet wird? Wie kann man die Gesetze ausblenden, die Männer benachteiligen: Mutter- und Arbeitsschutz, Gewaltschutzmaßnahmen, das Scheidungsrecht, die Verschärfung des Sexualstrafrechts, das jegliche Verantwortung für alles, was sich zwischen zwei Menschen abspielt, dem Mann aufbürdet, das Verbot von Vaterschaftstests, die Wehrpflicht, die privilegierte Beförderung von Frauen, die Nachteile bei der medizinischen Versorgung? Wie kann man die gigantische Infrastruktur übersehen, die mit Millionen subventionierte behördliche Maschinerie, die nötig ist, um flächendeckend Frauenbevorzugung durchzusetzen? Wie kann man die alltägliche Verachtung nicht wahrnehmen, die Männern entgegenschlägt: auf der Straße, in den Medien, in der Werbung, in Film und Musik?

Mythen sind stärker als Tatsachen. Wer unbedingt glauben will, dass Männer stark sind und Frauen schwach, dass Männer gewalttätig sind und Frauen von Natur aus friedfertig, wer also an überkommenen Geschlechterklischees festhalten möchte, den werden auch keine fünfhundert Studien zur häuslichen Gewalt vom Gegenteil überzeugen. Wer der Ansicht ist, dass eine Frau keineswegs wie jeder Mann lernen sollte, sich gegen dumme Sprüche, Anmache und herabsetzendes Verhalten zu wehren, sondern von Männern bzw.  Vater Staat vor jedem Kontakt mit der Wirklichkeit beschützt werden muss, der will nicht hören, in welchem Ausmaß Männer täglich Opfer von geschlechtsbezogenem Mobbing werden („Männer sind unsensibel, gewalttätig etc.“ / „Wie, Sie können keinen Rasenmäher reparieren? Ich denke, Sie sind ein Mann?“ / „Halt den Mund und lass das Mansplaining!“) und wie gezielt Zweifel an ihrer Männlichkeit eingesetzt wird, um sie auf Linie zu bringen.

Natürlich ist der Anpassungsdruck in der Gesellschaft groß, ich erinnere an den Versuch von Solomon Asch. Aber es ist mehr als das. Die Angst davor, als Außenseiter zu gelten, ist eine Seite, der Wunsch, Teil der herrschenden Meinung zu sein, eine andere. Offenbar sind Menschen bereit, das eigenständige Denken aufzugeben und Dinge zu glauben, die offenkundig nicht wahr sein können, weil sie alles durch die Brille ihrer Ideologie wahrnehmen und sich gegen widerspechende Informationen immunisieren.

Was ich im Übrigen ebenfalls durch diejenigen gelernt habe, die den Korridor des Sagbaren einschränken und Denkverbote einführen, Aktivisten, die größtenteils mit Feministen identisch sind, ist, warum wir aus der Geschichte nichts lernen: Weil wir immer nur wie hypnotisiert auf die individuelle Ausprägung einer Gefahr blicken, statt auf die Methoden, die dieser Gefahr zugrunde liegen. Wir haben zu Recht ein wachsames Auge auf Nationalisten und Ausländerfeinde, ignorieren aber, dass es derzeit vor allem sich links gerierende Gruppierungen wie die Antifa sind, die faschistoide Methoden anwenden.

Mir ist unbegreiflich, wie intelligente Menschen ein simpel gestricktes Weltbild mit einer säuberlichen Unterteilung in Gut und Böse einer differenzierten Betrachtung der Wirklichkeit vorziehen können. Bequemlichkeit ist offenbar ein starker Antrieb dafür, sich gedanklich in gewohnten Bahnen zu bewegen. Es ist eben anstrengend, genauer hinzugucken und nachzufragen, wie viel einfacher ist es doch, sich auf seine Filterblase zu verlassen und nachzubeten, was man zu glauben hat! Außerdem sind wohl die wenigsten Menschen in der Lage, von sich selbst zu abstrahieren, reden sich edle Gründe für ihr eigenes Verhalten ein und abscheuliche für das der Anderen und rechtfertigen so die Doppelmoral, die sie leben.

Deprimierend, dass wir uns in den letzten hundert Jahren intellektuell kaum fortbewegt haben. Und gruselig, dass man die Geisteshaltung von damals heute am lebenden Objekt studieren kann.

1 Kommentar:

  1. Danke!

    Wie Arne Hoffmann in "Sind Frauen bessere Menschen?" berichtet, gab es auch in der *hust* Anti- *hust* Missbrauchsszene Gerüchte über satanistische Täter. Gar nicht so weit weg von Menschenopfern.

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Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar