Vor gut einem Jahr war ich einmal Zeuge, wie die
Berliner Antifa versucht hat, in bewährter deutscher Tradition Andersdenkende
mundtot zu machen. Als ein verbal attackierter Zuschauer die Gruppe als
Linksfaschisten bezeichnete, meinte deren Sprecher, so etwas sei gar nicht
möglich, er solle sich mal mit der Geschichte auseinandersetzen. Das möchte ich
hier stellvertretend für ihn tun und als jemand, der sich seit siebzehn Jahren
mit der Weimarer Republik beschäftigt, herausarbeiten, wo die Parallelen liegen
und weshalb ich die Antifa und andere „Gerechtigkeitskrieger“ in der Tat
ebenfalls für Faschisten halte. Es kommt nämlich nicht auf die
Lippenbekenntnisse an, mit denen jemand seine Taten rechtfertigt, sondern auf
die Methoden, derer er sich bedient..
Statt sich inhaltlich mit unterschiedlichen
Vorstellungen über die Politik des Landes auseinanderzusetzen, wird lieber
Gesinnungskontrolle betrieben. Wer zu Beginn des vorigen Jahrhunderts von sich
behauptete, ein Verbrechen aus Patriotismus begangen zu haben, konnte sich
einer milden Strafe sicher sein. Wer heute behauptet, für Gleichheit und Weltoffenheit
zu stehen, kommt ebenfalls in der Regel ungeschoren davon. Es spielt keine Rolle
mehr, was jemand sagt oder tut, sondern nur noch, ob er schon mal jemandem die
Hand gegeben hat, dessen Nase einem nicht gefällt, ob man ihm irgendein Wort im
Munde umdrehen, ob man ihn in irgendeine Schublade quetschen kann, um sich mit
seinen Argumenten nicht auseinandersetzen zu müssen. Medien hätscheln staatlich
finanzierte Gewalttäter, solange sie die richtige Gesinnung haben; es wird
einfach erklärt, links und Gewalt schließe sich gegenseitig aus und
Linksradikalismus sei ein aufgebauschtes Problem, und selbst Antisemitismus ist
plötzlich wieder salonfähig.
Systematisch haben die Faschisten während der
Weimarer Republik versucht, unliebsame Aufführungen von Filmen und
Theaterstücken zu verhindern, etwa die Verfilmung von Erich Maria Remarques „Im
Westen nichts Neues“. Heutzutage bekämpfen die selbstgerechten Sittenwächter
selbst Adventsgedichte, wenn sie von der falschen Person vorgetragen werden,
und offene Diskussionen sowieso.
Damals wie heute wird als Kampfmittel das Konzept
der Stigmatisierung und Ausgrenzung unliebsamer Menschen genutzt und versucht,
deren Lebensgrundlage zu zerstören. Zwischen „Kauft nicht bei Juden“, „Bietet
Feminismuskritikern keine Plattform“ und Denunziationen beim Arbeitgeber oder
sonstiger Geschäftsschädigung aus ideologischen Gründen besteht kein
wesentlicher Unterschied.
In der Weimarer Republik organisierten Studenten
der Technischen Hochschule Hannover ein Kesseltreiben gegen Professor Theodor
Lessing, der Kritik an Hindenburg geäußert hatte; sie boykottierten seine
Vorlesungen, beschimpften und bedrohten ihn, trieben ihn stundenlang mit
Knüppeln bewaffnet durch die Stadt und erreichten letzten Endes, dass er seinen
Hut nahm. Ähnlich erging es in Berlin dem Mediziner Georg Friedrich Nicolai wegen
seiner Schriften gegen den Krieg und seiner Kritik am Sozialdarwinismus und in
Heidelberg dem Mathematiker Emil Julius Gumbel, der nachgewiesen hatte, dass
die Weimarer Justiz auf dem rechten Auge blind war. Mit umgekehrtem Vorzeichen
versuchen heutzutage Studenten etwa an der Humboldt-Uni Berlin Professoren
einzuschüchtern, weil in deren Vorlesungen unliebsame Autoren behandelt werden.
Und während in der Weimarer Republik Einsteins Arbeiten als „jüdische Physik“
gebrandmarkt wurden, werden heute
Erkenntnisse, die nicht ins ideologische Weltbild passen, als „männliche Wissenschaft“
denunziert
Zu Recht nennen Historiker die Weimarer Republik
eine „Republik ohne Republikaner“, weil nur wenige Menschen bereit waren, die Werte
der Demokratie zu verteidigen. Nicht anders heute, wo offen die Abschaffung
unserer Errungenschaften wie etwa der Aufklärung und Meinungsfreiheit
propagiert, Kultur ohne Not preisgegeben und Demokratie als überflüssiger
Ballast angesehen wird.
Nationalsozialisten unterschieden zwischen
lebenswertem und –unwertem Leben, zwischen Ariern und Untermenschen. Auch
diejenigen, die heute behaupten, für Gerechtigkeit und Vielfalt einzutreten,
tun das, indem sie eine neue Apartheid einführen, mit ausgesuchter Verachtung
über Männer herziehen und sie mit Tieren gleichsetzen oder als Menschen zweiter
Klasse behandeln, wenn sie ihnen nicht gleich das Lebensrecht absprechen.
Damals wie heute verbreiten Faschisten von rechts
wie von links ein Klima aus Terror und Angst, um Andersdenkende
einzuschüchtern. Und eine der widerlichsten Eigenschaften dieser feigen
Opportunisten ist es, dass sie hemmungslos ihrem Hass, ihrer Menschenverachtung
und ihrer Lust an der Gewalt freien Lauf lassen, sobald sie sich sicher sind,
dass sie nichts zu befürchten haben, weil ihre Verbrechen von staatlicher Seite
toleriert werden.
Bedauerlicherweise kommt zu all diesen Parallelen
noch hinzu, dass die Mehrheit der Menschen hierzulande blind ist für die
zunehmende Gefahr. Für sie sind die offensichtlichen Schritte in Richtung
Totalitarismus lediglich Auswüchse einer an sich richtigen Sache, sie
interessieren sich nicht wirklich für das, was vor ihren Augen geschieht. Und
es ist diese Tatsache, die mich das Schlimmste für die Zukunft befürchten
lässt.
Es ist auch erschreckend wie Frauen zur Meinungsfreiheit stehen:
AntwortenLöschenhttps://www.nas.org/articles/from_suffrage_to_suppressing_speech_the_increasing_hostility_of_women_towar
(über Genderama)
Addendum: Interessantes Blog, vielen Dank für die Arbeit daran!
Danke.
AntwortenLöschen:-)
" der sich seit siebzehn Jahren mit der Weimarer Republik beschäftigt" Darf ich dann mal um die Meinung zur Reichsverfassung 1919 fragen? Sie wurde uns ja immer als schlecht in den Schulen dargestellt so voller Fehler und Schwächen. Allerdings habe ich sie mal gelesen und ich finde sie ist besser als ihr Ruf.
AntwortenLöschenDie Verfassung habe ich nicht gelesen, kann mich daher nur allgemein äußern. Trotz einiger Schwachpunkte, die dann ja nach Gründung der Bundesrepublik versucht wurden zu korrigieren (Schwächung der Position des Präsidenten, Fünf-Prozent-Hürde), finde auch ich, dass man anerkennen muss, dass die Weimarer Verfassung ein großer Entwurf war, insbesondere hinsichtlich der Sozialgesetzgebung. Dies umso mehr, als es in Deutschland vorher nichts Vergleichbares gab. Auch die Möglichkeiten der Volksentscheide kann man durchaus kontrovers diskutieren.
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