Die neue Familienministerin gibt sich gern
versöhnlich, ehrlich und gesprächsbereit. Es sind jedoch die Taten, auf die es
ankommt, nicht die Selbstinszenierungen.
Zunächst einmal: Katarina Barley bezeichnet sich
als Feministin. Und wenn man ihre Aussage „Wenn ich mir ein Ministerium hätte
aussuchen können, dann wäre es dieses gewesen“ berücksichtigt und die gegenseitige
Wertschätzung, die sie und Manuela Schwesig füreinander an den Tag legen, muss
man für die nächsten Monate wohl das Schlimmste befürchten.
„Global gesehen, müssen die Themen Chancen- und
Geschlechtergleichheit oberste Priorität haben“, sagt Katarina Barley. Deshalb
freut sie sich über die diesbezüglichen Aktivitäten ihrer Vorgängerin: „Das
Gesetz für mehr #Lohngerechtigkeit kommt! Danke @Manuela Schwesig für Deine
Durchsetzungskraft und Dein großes Engagement!“ Schließlich ist doch klar: „Wir
brauchen mehr Frauen in Führung! Das geht nur durch einen Kulturwandel in den
Unternehmen!“ Denn Frauen haben in Frau Barleys Augen ihre Berufswahl nicht
selbst zu verantworten: „Wenn Frauen dauerhaft und unfreiwillig (!) Teilzeit
arbeiten, sind Nachteile langfristig unvermeidlich.“
Gemeinsam mit Manuela Schwesig ist Katarina Barley
verantwortlich für den Sechs-Punkte-Plan der SPD zur Stärkung von
Frauenrechten. Dieser umfasst folgende Punkte: Kampf gegen den angeblichen
Gender Pay Gap, Frauenquote, Verschärfung des Sexualstrafrechts,
„frauenpolitischer Fokus in der Außenpolitik“, Gleichstellung und Verbot sexistischer
Werbung. Kein Wunder also, dass sie auch die Radikalfeministin Stevie Schmiedel
von PinkStinks unterstützt.
Der aktuelle Gleichstellungsbericht der Bundesregierung,
an dem solche „Koryphäen“ wie Anne Wizorek mitgewirkt haben und dessen
Unvoreingenommenheit man sich daher ausmalen kann, dient Frau Barley als
willkommene Begründung für eine Fortsetzung der bisherigen Politik: „Bei der
Verteilung von Belastungen und Chancen zwischen den Geschlechtern geht es in
unserer Gesellschaft immer noch ungerecht zu“, und bis zur Gleichstellung sei
daher „noch viel zu tun.“ Staatsfeministinnen wollen ja schließlich nicht
arbeitslos werden, gell?
Gemeinsam mit Elke Ferner, der Bundesvorsitzenden
der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, erklärt sie im November
2016: „Frauen erfahren aufgrund ihres Geschlechts unterschiedlichste Formen von
Gewalt. Dazu gehören häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung und
sexualisierte Gewalt in Konflikten. Gewalt an Frauen findet täglich und mitten
unter uns statt: ob zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit oder im
Internet. Die Täter stammen oft aus dem nächsten Umfeld: der eigene Mann, der
Vater, ein guter Bekannter oder der Kollege.“
Wie so viele Feministinnen reagiert sie äußerst
wehleidig auf jedes eingebildete Wehwehchen: „Sexismus äußert sich im Alltag
häufig schon durch kleine Bemerkungen und Andeutungen. Und oft sind diese gar
nicht direkt sexuell anzüglich, lassen aber auf den zweiten Blick tief in das
jeweilige Frauenbild blicken.“ Während ihr eigenes Männerbild selbstredend
objektiv und differenziert ausfällt: „Das gibt es oft im Netz. Alte Männer, die
mit der Wirklichkeit nicht mehr klarkommen und sich als mitfühlende Frauen ausgeben.“
Den Slogan „Erfrischend politisch“ hat Katarina
Barley als Untertitel für ihre Website gewählt. Dann wäre es allerdings
angebracht, nicht ständig ewiggestrige feministische Klischees wiederzukäuen.
Geschichtsklitterung
Immer, wenn man denkt, man hat das Schlimmste
hinter sich, wird es noch ein Stück unterirdischer. Beim diesjährigen
SPD-Neujahrsempfang in Fulda erklärt Katarina Barley, eine strauchelnde
Sozialdemokratie sei in der Geschichte immer ein Warnruf für die Demokratie
gewesen. Woraufhin die Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel noch einen
draufsetzt: „Immer, wenn sich in diesem Land braune Köpfe erhoben haben, gab es
ein Bollwerk für die Demokratie: SPD.“
Wie verblendet muss man eigentlich sein, um ohne
jedes Schamgefühl eine derart selbstgefällige Verdrehung historischer Tatsachen
zu betreiben? Mal abgesehen von dem plumpen Versuch der Wählermanipulation und
der willkürlichen Behauptung von Kausalitäten, empfehle ich den gelegentlichen
Blick in ein Geschichtsbuch. Dann wüssten die Damen nämlich Folgendes:
Am 23. Dezember 1918 und im Januar 1919 rief
Friedrich Ebert die reaktionärsten Kräfte der alten kaiserlichen Armee und ihre
Freikorps gegen die Linksradikalen zu Hilfe, durch die sich die Regierung durchaus
zu Recht bedroht sah, statt sich auf sozialistisch-demokratische Truppen und
die mobilisierten Arbeiter zu stützen.* Die daraus folgenden Gemetzel gingen
als Blutweihnacht und Marneschlacht der deutschen Revolution in die Geschichte
ein und waren der Grund, warum die SPD in dem Jahr, das auf die Wahlen zur Nationalversammlung
folgte, ungefähr die Hälfte ihrer Anhänger verlor.**
In den ersten Maitagen des Jahres 1929, nachdem die
SPD bei den Wahlen im Jahr davor das beste Ergebnis seit 1919 erzielt hatte und
Teil einer Großen Koalition wurde***, ließ Polizeipräsident Zörgiebel (SPD) die
Teilnehmer der illegalen Maidemonstration von „Säuberungskommandos“ zusammenschießen.
Die Quittung? Während die SPD am 20. Mai 1928 noch auf 29,8 Prozent der
abgegebenen Stimmen kam, waren es am 14. September 1930 nur noch 24,5 Prozent.
In der gleichen Zeit stieg der Stimmenanteil der NSDAP von 2,6 auf 18,3 Prozent.
Der massive Wählerschwund der SPD heutzutage hat
zwar keine blutigen, aber ebenfalls klar zu benennende Gründe, angefangen mit
der Unsozialpolitik unter Gerhard Schröder (Hartz IV, Agenda 2010, Hedgefonds)
bis zur Männerfeindlichkeit (Scheidungsrecht, Sexualstrafrecht, Quotenregelung,
Sprachdiktate usw.) und den zutiefst antidemokratischen Versuchen von Unrechtsminister
Heiko Maas, Zensurmaßnahmen zu privatisieren, um hemmungslos gegen
Andersdenkende vorgehen zu können, oder Manuela Schwesigs Amtsmissbrauch, um in
das laufende Verfahren in der Sache Gina-Lisa Lohfink einzugreifen.
Mit mindestens ebensoviel Berechtigung könnte man
also sagen: Wann immer die SPD auf Recht und Gesetz (von Moral ganz zu
schweigen) gepfiffen und alles verraten hat, wofür sie einmal stand, haben sich
Wähler abgewendet und teilweise ihr Heil in extremistischen Parteien gesucht.
Damit ist die SPD für das Erstarken dieser Parteien mitverantwortlich. Und wie
schon in der Weimarer Republik weigern sich Sozialdemokraten standhaft, sich
dieser Verantwortung zu stellen und Fehler einzuräumen. Es ist eben eine typische
Eigenschaft feministisch ideologisierter Menschen, Schuld nie bei sich selbst
zu suchen, sondern stets andere für eigenes Versagen verantwortlich zu machen.
Insofern bleibt die SPD ihrer Tradition treu.
Quellen:
*
Arthur Rosenberg: Geschichte der Weimarer Republik, Europäische Verlagsanstalt,
Frankfurt am Main 1975, S. 35-60, und Sebastian Haffner: 1918/19, Rowohlt
Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1988, S. 119-146
**
Arthur Rosenberg: Geschichte der Weimarer Republik, Europäische Verlagsanstalt,
Frankfurt am Main 1975, S. 65
***
Arthur Rosenberg: Geschichte der Weimarer Republik, Europäische Verlagsanstalt,
Frankfurt am Main 1975, S. 188-193
Von Schwesig hatten von sexualisierter Gewalt betroffene Jungs und Männer schon nichts zu erwarten und das wird sich bei der bekennenden Feministin Barley ebensowenig ändern. Wenn überhaupt fahren wir auf dem Frauenticket und können die Brösel aufsammeln, die dabei für uns unter den Tisch fallen. - Es ist schlicht eine Frechheit und ein Verrat an der übertragenen Aufgabe, sich als Familienministerin Feministin zu nennen. Aber geht das Spiel der sozialdemokratischen Sonnenkinder: Der Staat bin ich!
AntwortenLöschenUnd hier der Link dazu:
AntwortenLöschenhttps://fietes2groschen.blogspot.de/2017/06/katarina-barley-oder-gunnar-macht-einen.html
Vielen Dank, auch für den Griff in die Geschichte. Den Satz "wer hat uns verraten..." habe ich bis jetzt auf den Sozialabbau der Ära Schröder angewendet, der für mich der letzte, allerdings gleich riesig große Tropfen war, diese Partei nie mehr zu wählen. Von der blutigen Geschichte dieser Partei, wusste ich bisher nicht viel. Wahrscheinlich, weil ich davon als Anhänger bis Schröder auch gar nichts wissen wollte.
AntwortenLöschenNach diesem Artikel habe ich nun einen Ordner >Frauen der sPd< angelegt. Alles unfähige, hinterhältige, von jedem Zweifel unbeleckte, unter Umgehung des Großhirns schwätzende, und vor Selbstvertrauen strotzende Quotenfrauen: Wobei das Selbstvertrauen vor allem auf der Unfähigkeit zum Reflektieren beruht. Wer nicht nachdenkt, den plagen auch keine Zweifel und wirkt so selbstebewusst und führungsstark.
Ist schon recht viel zusammen gekommen:
Sabine Bätzing + Franziska Drohsel + Elke Ferner + Lisa Gnadl + Kerstin Griese + Barbara Hendricks + (Gesche Joost) + Jutta Limbach + Andrea Nahles + Manuela Schwesig + Heidemarie Wieczorek-Zeul + Brigitte Zypries (Igitte Zynisch)
Jetzt noch Katarina Barley und Elke Ferner.
Die Barley war schon als Generalsekretärin völlig ungeeignet und wurde jetzt in ein Ministeramt geschoben. In den Polittalks hockt sie da, als gehöre sie gar nicht dazu. Wenn ihr dann mal das Wort zugeteilt wird, dann reißt sie neuerdings zur Unterstreichung ihrer Sätzchen weit, sehr weit! die Augen auf. Was das soll, das weiß ich nicht, aber da bekomme ich Angst.
Eine Partei zerlegt sich selbst. Weil im Genderwahn nicht wahr sein kann, was nicht wahr sein darf.
Leider war auch MaLu Dreyer dabei, die ich nicht für eine Quotenfrau halte. Sie kam dazu wg. Kabinettsumbildung im Nov. 2014. Endlich die gerächte Quote: mehr als 3/4 Frauen!
SPIEGEL: Künftig werden nur noch zwei Männer in Ihrem neunköpfigen Kabinett sitzen, das ist eine Männerquote von weit unter 25 Prozent.
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/malu-dreyer-stolz-auf-frauenpower-im-rheinland-pfaelzischen-kabinett-a-1001796.html
War wohl der Grünen Koaliationspartnerin geschuldet, die ja bei der letzten LTWahl die gerächte Quittung bekommen hat.
P.S. Geht hier leider nur als "Anonym". Hätte auch Namen und EMail angegeben.
Reiner H.