Hin und wieder kommt es vor, dass
ich unsicher werde und mich frage: Stehst du wirklich auf der richtigen Seite,
hast du recht mit deiner Kritik am Feminismus, oder begehst du gerade einen
furchtbaren Irrtum? Ist es nicht vermessen zu glauben, du seist im Besitz der
Wahrheit, während die öffentliche Meinung und ein großer Teil deiner Freunde
sich irrt? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass du derjenige bist, der
falsch liegt? Könnte es nicht sein, dass du die Dinge nicht richtig durchschaut
und dich von Demagogen hast verführen lassen? Sind möglicherweise nicht die
Feministen, sondern wir Feminismuskritiker diejenigen, die sich in Gruppenzusammenhängen
bewegen, in denen sich alle gegenseitig bestätigen und dadurch immer weiter von
der Realität entfernen?
Was, wenn alle Quellen, die du
kennst, alle Fakten, die du recherchiert hast, von Schurken oder gutgläubigen
Naiven in die Welt gesetzt worden sind: die mehr als fünfhundert Studien zur
häuslichen Gewalt, zum Beispiel, die darlegen, dass Frauen mindestens so gewalttätig
sind wie Männer, das Dokument des Statistischen Bundesamts, das verdeutlicht,
warum Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen nichts mit
Benachteiligung zu tun haben, die Betroffenenseiten genitalverstümmelter
Männer?
Selbstzweifel sind das einzige
Regulativ, das ein Mensch besitzt, um zu ehrenhaftem Handeln zu gelangen, habe ich mal in einem Roman geschrieben.
Oder, um es mit Montaigne zu sagen: Nur
Narren sind frei von Ungewissheit und Schwanken. Eine gründliche und selbstkritische
Überprüfung der eigenen Position ist deshalb nie verkehrt.
Die
andere Seite
Also schön, denke ich in solchen
Fällen, lassen wir mal all die von mir recherchierten Fakten beiseite und
betrachten ausschließlich profeministische Artikel, offizielle staatliche Dokumente
und Äußerungen von Frauenministerinnen.
Da stoßen wir dann beispielsweise
auf Gesetze, die für jeden ersichtlich Männer benachteiligen: das Sorge- und
Umgangsrecht, das Väter immer noch vom Willen der Mutter abhängig macht, die
Rechtlosigkeit von Kuckucksvätern, den Zwangswehrdienst (auch wenn er derzeit
ausgesetzt ist) und so weiter, während kein einziges Gesetz Frauen benachteiligt.
Da stoßen wir auf die Pilotstudie
„Gewalt gegen Männer“ aus dem Frauenministerium von 2005, die zu dem Schluss
kommt, dass ein deutliches Ausmaß an Gewalt von Frauen gegenüber Männern
existiert und weitere Forschung auf diesem Gebiet nötig ist, ebenso eine
Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Ausbau eines entsprechenden Hilfesystems
für gewaltbetroffene Männer. Und nichts dergleichen wird in Angriff genommen.
Da stoßen wir auf Frauenquoten,
durch die selbst schlechter qualifizierte Frauen in Führungspositionen gehievt
werden sollen, Quoten, die immer nur für die Rosinen im Kuchen gelten, keinesfalls
für Bergwerkjobs oder die Müllabfuhr.
Da stoßen wir darauf, dass
Feministinnen bei der Installation des Frauenquotengesetzes unumwunden zugeben,
dass es ihnen nicht um Gerechtigkeit geht, weil sie verhindern wollen, dass
Männer in Berufen, in denen sie unterrepräsentiert sind, bessere Chancen bekommen.
Da stoßen wir auf Studien über
Studien (wie etwa die FRA-Studie Gewalt gegen Frauen), in denen grundsätzlich
nur Frauen nach ihren Opfererfahrungen befragt, männliche Opfererfahrungen
hingegen ausgeblendet und effekthaschend harmlose und schreckliche Vorfälle
miteinander vermischt werden, um das gewünschte Bedrohungsszenarium zu erhalten.
Da stoßen wir auf
Ex-Frauenministerin Christine Bergmann, die 2001 mit ihrer Plakataktion „Mehr
Respekt vor Kindern“ misshandelte Mädchen als Opfer, misshandelte Jungen
dagegen nur als potenzielle Täter darstellt und ihnen auch nach Protesten
weiterhin jegliche Empathie verweigert.
Da stoßen wir auf
Frauenministerin Manuela Schwesig, die sich in ein laufendes Gerichtsverfahren
einmischt, um eine Verbrecherin zu verteidigen, ohne dafür Konsequenzen befürchten
zu müssen.
Da stoßen wir auf die befremdliche
Tatsache, dass den Frauenministerinnen offenbar ihr Glaubenssystem wichtiger
ist als Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechend zu handeln: „Gewalt von
Frauen gegen Männer kommt also vor. Dass aber die Hälfte der Fälle auf das
Konto von Frauen gehen soll, das glaube ich nicht.“ (Kristina Schröder). „Nur
weil man die Lohnlücke erklären kann, heißt das noch nicht, dass man sie
akzeptieren muss.“ (Manuela Schwesig). „Ich finde es nicht schlimm, dass
Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen.“ (Ursula von der Leyen).
„Wenn Männer keine Gewalt anwenden, brauchen sie auch keine Zufluchtsorte.“ und
„Gewalt gegen Frauen ist das, was Frauen als Gewalt empfinden.“ (Christine
Bergmann).
Da stoßen wir auf die noch
befremdlichere Tatsache, dass Frauen offenbar „ermutigt“ oder „motiviert“
werden müssen, etwas zu leisten. Beispielsweise beim Frauen-Literaturpreis, der
Frauen „ermutigen“ soll, Theaterstücke zu schreiben. Komisch. Mich muss niemand
motivieren, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Es bleibt mir nichts
anderes übrig. Und ich glaube auch nicht, dass der Arbeiter am Fließband oder
der Bäcker, der frühmorgens um vier aufsteht, eine besondere Aufforderung samt
Hätschelprogramm braucht, um zur Arbeit zu gehen. Erstaunlich, was es in den
Luxusetagen dieser Gesellschaft doch für Probleme gibt. (Und wie ich gerade
sehe, ruft derselbe Verein schamlos Handwerker auf, ihnen ehrenamtlich – ein
beschönigendes Wort für kostenlos – die Räumlichkeiten aufzumotzen)
Da stoßen wir auf
„Mikroaggressionen“ und Befindlichkeiten, auf ein Aufgekreische bei jedem
falschen Blick, den eine Frau trifft, und Klagen darüber, dass alles, aber auch
wirklich alles frauenfeindlich sei: Ampelmännchen, Toiletten, Klimaanlagen, Algorhythmen,
das Wort „Studentenwerke“ oder das Wort „zu“. Lauter Scheinprobleme, die nahelegen,
dass es offenbar in unserer Gesellschaft keine wirklichen Probleme für Frauen
gibt.
Der wahre Feminismus
Ja, aber das ist nicht der wahre
Feminismus, heißt es in solchen Fällen gern. Der wahre Feminismus, das ist doch
jene edle und fortschrittliche Bewegung, die Frauen wie Männer aus ihren
Rollengefängnissen befreien will. Die Beispiele, die du da aufzählst, das sind
doch bloß ein paar Hunderttausend Irregeleitete, die gibt es überall.
Da ist natürlich prinzipiell
etwas dran. Auch in der Männerbewegung habe ich schon obskure Gestalten
getroffen, mit denen ich ungern in einen Topf geworfen werden möchte. Obwohl
die natürlich nicht nach Hunderttausenden zählen. Und auch nicht an den Schaltzentralen
der Macht sitzen, gefördert durch Millionen an Steuergeldern. Oder von uns anderen
wie Helden gefeiert werden.
Ich behaupte auch nicht, dass
jede Frau, die sich als Feministin bezeichnet, männerfeindlich sei.
Möglicherweise ist ihr einfach nicht die Diskrepanz zwischen dem „wahren Feminismus“
und ihren Idealen bewusst. So wie jemand, dem soziale Gerechtigkeit und Demokratie
am Herzen liegen, sich vielleicht des Namens wegen zu den Sozialdemokraten verirrt.
Oder wie jemand, dem christliche Werte etwas bedeuten, sich irrigerweise der
CDU zugehörig fühlt. Oder wie jemand die Grünen für eine pazifistische Partei
hält.
Eine idealisierte
Wikipedia-Definition von Feminismus hat mit der Realität ungefähr so viel zu
tun wie die Definition von Hartz IV („soll Leistungsberechtigten ermöglichen,
ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht“). Um eine Bewegung
zu bewerten, kommt es eben nicht darauf an, wie jemand sie gern hätte, sondern
wie sie tatsächlich ist.
Aber gut, sage ich mir an dieser
Stelle, vielleicht sind all die Politiker, die männerfeindliche Gesetze
beschließen, die zahllosen Frauen, die ihre Befindlichkeiten zum Nabel der Welt
machen, und die Weißen Ritter, die sich nicht aus ihrer Mutterabhängigkeit
lösen können, überhaupt nicht typisch für die feministische Bewegung. Und da
nicht jeder Zeit und Lust hat, tiefschürfende Recherchen anzustellen,
konzentrieren wir uns doch mal auf das, was wir mit eigenen Sinnen wahrnehmen
können. Das, was jeder auch in seinem privaten Umfeld überprüfen kann.
Vergessen wir die Fakten, vergessen wir das „Was“, nehmen den „wahren
Feminismus“ beim Wort und sehen uns unvoreingenommen das „Wie“ an. Wie reden
Feministinnen und Feministen samt ihrer Helferindustrie über Männer, wie gehen
sie mit ihnen um? Und da müssen wir Folgendes feststellen:
Wenn der Feminismus so edel ist
und nur das Beste für Frau und Mann will – warum sind dann die, die ihn
verfechten, nicht in der Lage, ihre Positionen mit Argumenten zu verteidigen,
sondern müssen Menschen, die sich für Männer einsetzen, eine rechtsgerichtete Gesinnung
unterstellen, sie beschimpfen, verunglimpfen, verteufeln, verleumden, pathologisieren,
kriminalisieren und ihnen die Worte im Mund umdrehen? Warum fordern sie Männer
gern auf, über ihre Gefühle zu reden, um sie anschließend mit Sprechverboten,
Trillerpfeifen und Randale daran zu hindern, sobald Männer genau das tun?
Wenn der Feminismus so edel ist
und nur das Beste für Frau und Mann will – warum reden dann die, die ihn
verfechten, so verächtlich über Jungen und Männer (auch hier, hier, hier, hier,
hier und hier) bis hin zum genüsslichen Suhlen in Tötungsfantasien und werten alles
Männliche ab, während sie Frauen idealisieren und noch die letzte
Lächerlichkeit zu einer Überlegenheit der Frau stilisieren?
Wenn der Feminismus so edel ist
und nur das Beste für Frau und Mann will – warum sind dann die, die ihn
verfechten, der Meinung, dass Unschuldsvermutung (auch hier), Wahlrecht (auch
hier), Redefreiheit oder generell Rechtstaatlichkeit für Männer nicht oder nur
eingeschränkt gelten sollen?
Wenn der Feminismus so edel ist
und nur das Beste für Frau und Mann will – warum sind dann die, die ihn
verfechten, nicht bereit, Männern zuzuhören und herauszufinden, was Männer
wollen, sondern stülpen ihnen lediglich weibliche Vorstellungen über oder
projizieren ihre Klischees und Frauenfantasien auf Männer?
Wenn der Feminismus so edel ist
und nur das Beste für Frau und Mann will – warum messen dann die, die ihn
verfechten, Männer und Frauen mit zweierlei Maß, ob es um getrennte Rechnungen
geht oder um die Ermordung von Kindern, um Amokläufe (auch hier, hier und hier), sexuelle Gewalt oder genitale Selbstbestimmung, um Wehrpflicht, Sextourismus (auch hier und hier)
oder generell um das Unsichtbarmachen männlicher Opfer?
Wenn der Feminismus so edel ist
und nur das Beste für Frau und Mann will – warum haben dann die, die ihn
verfechten, keinerlei Empathie für entsorgte Väter, für misshandelte,
ausgebeutete, verleumdete oder unschuldig ins Gefängnis gebrachte Männer, für
gedemütigte oder genitalverstümmelte Jungen?
Schlussfolgerung
Und nachdem ich mir all das
klargemacht habe, komme ich zwangsläufig zu dem Schluss: So falsch kann ich mit
meiner Einschätzung nicht liegen. Nicht ich bin derjenige, der sich das Hirn
hat waschen lassen, nicht ich bin derjenige, der im geschlossenen Gedankengebäude
einer Sekte gefangen ist. Mal abgesehen davon, dass es ja gerade ein Kennzeichen
von Sekten ist, niemals die eigene Ideologie infrage zu stellen und niemals Zweifel
aufkommen zu lassen.
An dieser Stelle gelange ich
allerdings wieder an jenen Punkt, an dem ich nicht weiterkomme: Wenn ich das Offensichtliche sehen kann –
warum sehen es so viele andere nicht? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es
einfach nicht.
Der „wahre Feminismus“, der real
existierende Feminismus jenseits schöner Poesiealbumsprüche, ist
antidemokratisch, fortschrittsfeindlich, menschenverachtend, selbstgerecht,
heuchlerisch und empathielos. Und jeder, absolut jeder, der sich unvoreingenommen
die Wirklichkeit dieser Ideologie anguckt, kann das erkennen, wenn er nur will.
Jenseits aller Zweifel.
Gewidmet all denen, die zum ersten Mal
mit Kritik am Feminismus in Berührung kommen und bereit sind, sich ihrer
Irritation zu stellen.
Sich selbst zu hinterfragen ist unbedingt notwendig, aber mich unzustimmen wird schwierig. Ich habe da einfach schon zu viel gelesen und kaufe Feministin nicht ab das sie im Interesse von Männern handeln. Es gibt einfach zu viele Beispiele, die dagegen sprechen:
AntwortenLöschenhttps://geschlechterallerlei.wordpress.com/2015/12/11/wenn-gefuehlskaelte-auf-verlogenheit-trifft-plan-deutschland-und-benachteiligte-kinder-falschen-geschlechts/comment-page-1/#comment-7733
Hilfe von Feministen für Männer beinhaltet immer das Männer sich zuerst eine Art Schuld eingestehen müssen. Das ist keine Hilfe.
Hallo Gunnar, mir ist noch ein Beispiel eingefallen, diese unsägliche Aussage, daß Frauen angeblich die besseren Autofahrer sind. Definiert nur über einen einzigen Wert, der Unfallstatisitk. Ohne auch nur auf einen weiteren Wert einzugehen. Z.B. die gefahrenen Kilometer pro Jahr. Eine Mutter, die lediglich jeden Tag Ihre Kinder zur Schule bringt, auf dem immer selben und bekannten Weg und die vielleicht 5000 km im Jahr fährt kann man auch schlecht mit einem Vertreter vergleichen, der über 100000 km jährlich fährt, mit vielen unbekannten Strecken und unter beruflichem Stress. Selbst wenn unter diesen Umständen der Vertreter einen Unfall baut und die Frau 0 Unfälle, kann man dann wohl trotzdem kaum die Frau als den besseren Autofahrer einstufen. Ist mir beim Lesen des Artikel gerade so in den Sinn gekommen. Ich wünsche Dir und allen Lesern schöne Weihnachtsfeiertage und einen guten Übergang in 2017, Andi
AntwortenLöschenStimmt.
AntwortenLöschenAuch dir, Matze und allen anderen Lesern dieses Blogs ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!
Naja, Femofaschisten hin, Lügengebäude her. Kranke Gruppen die ihren Vorteil suchen indem Sie andere verleumden gibt es zu hauf. Aber anders als der z.B. Ku Klux Klan wurden der femofaschistische Müll von den Wahrheitsmedien promoted bis zum umfallen promoted während Kritiker und Betroffene durch Hatespeech und Denunziation mundtot gemacht wurden.
AntwortenLöschenIn den Medienanstalten (sic!) sind Ursache und Täter zu suchen.
Hallo Gunnar! Du verstehst es also nicht, weshalb so etwas ist, wie es ist? Ich finde, ein paar gute Erklärungsversuche hat vor ein paar Jahre Michael Bock gemacht in seinem Artikel mit dem Titel "Natürlich nehmen wir den Mann mit" Über Faktenresistenz und Immunisierungsstrategien bei häuslicher Gewalt.
AntwortenLöschenDer Artikel findest Du im Netz, einfach Autor und Titel eingeben, dann sollte das schon klappen.
Ach, interessant, er nimmt Festingers Weltuntergangs-Gruppe als Aufhänger, über die wollte ich in diesem Zusammenhang auch schon seit längerem mal schreiben ...
LöschenAuch ich verstehe es einfach nicht. Nach Beschäftigung mit einem anderen Thema, bei dem ich keinen einzigen wahren positiven Satz fand, also sämtlich ALLES gelogen ist, bleibt nur noch der Schluß, das Einstein Recht hat mit seiner Vermutung vom endlosen Schwachsinn des Menschen. Bei besagtem Thema sind nämlich die Lügen noch viel offensichtlicher als beim Feminismus. Daher vermute ich, ohne mich eingehend damit befaßt zu haben, das auch die Feministen ausschließlich Lügen verbreiten und aus ähnlich selbstsüchtigen Motiven, tja, über Leichen gehen.
AntwortenLöschenWas für ein Rundumschlag! Da hast du dir aber mit dem Quellen sammeln verdammt viel Arbeit gemacht. Was dazu führt, dass es für mich echt nicht machbar ist, all diesen Links zu folgen.
AntwortenLöschenAn etlichen Stellen teile ich deine Kritik an so manchen feministischen Haltungen, Meinungen, Taten - andrerseits gehöre ich zu jener Generation, die in den 70gern / 80gern die 2.Frauenbewegung miterlebt und ihr VIEL zu verdanken hat! Vielen älteren Frauen wird es ähnlich gehen, was gewiss dazu beiträgt, dass auch abseitigere "feministische" Aktionen mit Milde betrachtet werden und nicht den Widerspruch ernten, den sie inhaltlich verdienten.
Angesichts des Überangebots an Links in deinem Artikel hab ich mir mal EINEN heraus gepickt, nämlich den unter "Redefreiheit", die mir sehr wichtig ist.
Das ist also ein Artikel von 2009 (!), der davon berichtet, dass die quotierte Redeliste auf einer Versammlung der GRÜNEN dazu geführt hat, dass mangels Frauen, die noch etwas sagen wollten, auch keine Männer mehr dran gekommen wären - hätte man sich an Prinzip, Regel, Beschlusslage gehalten. Daraufhin hat ein MANN, der deshalb erstmal nicht dran gekommen ist, eine "Frauenversammlung" beantragt:
"Und es ist am Ende Hentschel, der eine Frauenversammlung beantragt, um sein Rederecht durchzusetzen. Die Frauen sollen entscheiden, ob die Männer reden dürfen, auch wenn keine Frau etwas zu sagen hat. "
Und wie haben die Frauen nach 15 Minuten "unter sich" entschieden?
"Die Entscheidung der Frauen fällt salomonisch aus. Die Quotierung der Redebeiträge wird aufgehoben. „Wenn keine Frau reden will, sollen die Männer reden können""
Das also ist der schlimme Verstoß gegen Redefreiheit, den du da mal eben verlinkst. Dass es quotierte Redelisten überhaupt gab (ob es sie so noch gibt, weiß ich nicht), war eine sinnvolle Maßnahme, um endlich mal mehr Frauen zu Wort kommen zu lassen. Das wurde in verschiedenen Zusammenhängen so praktiziert und basierte auf einem Konsens der jeweiligen Gruppe. Es war nun einmal faktisch so, dass zuvor fast nur Männer geredet haben (auch immer mehrere, um dasselbe nochmal zu sagen) - und Frauen sich weniger trauten. Eine durchaus sinnvolle Maßnahme, die sich ja auch bewährt hat. Heute würde man es "Empowering" nennen.
Das schreib ich nur als Beispiel, um zu zeigen, dass nicht alle Vorwürfe, die du per Verlinkung machst, wirklich gruslige Gemeinheiten betreffen - sondern durchaus auch Sachverhalte, über die man vernünftig diskutieren kann und per se nicht "gegen Männer", sondern "für Frauen" gemeint waren und sind.
Ich habe dein Blog in meine kontroverse Blogroll "Geschlechterblogs" aufgenommen - ich hoffe, das ist ok!
http://www.claudia-klinger.de/digidiary/geschlechter-blogs/
Hallo Claudia,
Löschenvielen Dank für deine Zeilen und dein Interesse an meinem Artikel.
Zunächst mal: Was du möglicherweise dem Feminismus verdankst, dazu kann ich natürlich nichts sagen, da ich nicht weiß, was du meinst, deswegen will ich hier nicht darüber spekulieren.
Zum Aspekt der Redefreiheit möchte ich dir allerdings gern antworten. Dein Einwand, die Frauen im verlinkten Fall hätten den Männern ja erlaubt zu reden, ändert nichts an den Herrschaftsverhältnissen und entkräftet daher meinen Vorwurf nicht. Wenn ein Mann nur dann reden darf, wenn eine Frau ihm das gnädigerweise gestattet, gibt es für Männer innerhalb dieses Gremiums keine Redefreiheit.
Widersprechen muss ich dir auch darin, eine quotierte Rednerliste sei historisch notwendig gewesen. Selbstverständlich finden sich jede Menge Schwätzer unter den Männern, ich habe mehr als genug davon kennengelernt. Ähnliches gilt allerdings auch für Frauen, das drückt sich nur oft anders aus. Wenn ich beispielsweise an die Zeit denke, als ich noch im Schriftstellerverband tätig war, und an die Frauen, die bei Mitgliederversammlungen grundsätzlich meinten, der Verband sei dazu da, ihre fehlende Eigeninitiative zu ersetzen, Frauen, die ein ewiges Opferlamento von sich gaben, das in der Regel nichts mit der Sache zu tun hatte, über die gerade gesprochen wurde, dann gäbe es reichlich Gründe, ähnliche Vowürfe an die Adresse der Frauen zu richten. Das Fehlverhalten von Einzelpersonen, auch wenn es sich um mehrere handelt, kann jedoch kein Argument sein, um ein ganzes Geschlecht in Sippenhaft zu nehmen. Das genau ist der Kern meiner Kritik am Feminismus: Dass er den Einzelnen für angebliche Kollektivinteressen opfert, wie es jede totalitäre Ideologie tut.
Als junger Mensch war ich eher schüchtern, und es ist mir nie leicht gefallen, in größerer Runde zu sprechen. Doch wenn man gehört werden will, bleibt einem nichts anderes übrig, als zu lernen, mit seinen Unsicherheiten, auch mit abfälligen Bemerkungen oder Spott umzugehen. Warum glauben Frauen so häufig, dass sie all das, was Männer sich mühsam erarbeiten oder erkämpfen müssen, auf dem Silbertablett serviert bekommen sollten?
Der Glaube, der Feminismus sei im Kern eine progressive und gerechte Bewegung, die lediglich ein paar Auswüchse an seinen Rändern hervorgebracht hat, wie es wohl für jede größere Bewegung normal ist, ist leider falsch. Es sind die Taten, die zählen, und die sprechen eine eindeutige Sprache. Eine Ideologie, die grundsätzlich beide Augen zumacht, sobald es um Benachteiligung oder Leid von Männern geht, gar noch zynisch vom Patriarchat und angeblichen Privilegien redet angesichts der realen Lebensverhältnisse (Sterberate, Obdachlose, gefährliche Jobs, Drogen, Gesundheit, Ernährung der Familie etc.), ist seiner Natur nach männerverachtend. Das bedeutet, wie gesagt, nicht, dass jede Frau, die sich als Feministin bezeichnet, männerfeindlich ist, ich bin mit einigen dieser Frauen befreundet. Es bedeutet aber, dass diese Frauen große Teile der Realität ausblenden.
Viele Grüße
Gunnar
PS: Natürlich habe ich nichts dagegen, dass du mich verlinkst. Danke für die Nachfrage.
Na klar, du kannst nichts davon wissen, wie grundstürzend, wichtig und befreiend die 2. Frauenbewegung für uns war - dazu bist du zu jung. Und andrerseits ist es auch total legitim, die Verhältnisse aus deiner Sicht von HEUTE zu beurteilen. Als Mann.
AntwortenLöschenIch lese meine Geschlechterblog-Liste durchaus mit, sonst hätte ich sie nicht angelegt. Also verstehe ich auch mehr und mehr, worunter Männer heute (meist eher ideologisch / symbolisch als real) leiden - zu Recht.
"Widersprechen muss ich dir auch darin, eine quotierte Rednerliste sei historisch notwendig gewesen."
Doch. War sie! Deine Lebenszeit hat vermutlich gar keine Erfahrungsrealität mehr umfasst, wo die Verhältnisse nun mal so waren, dass solche Regelungen erforderlich wurden - und ja auch von den jeweiligen Gruppierungen (aus Frauen UND Männern) als sinnvoll angesehen wurden. Ohne den Konsens mit / die Einsichtigkeit von Männern wäre es nie zu solchen Regelungen in der grünen Partei gekommen!
"Als junger Mensch war ich eher schüchtern, und es ist mir nie leicht gefallen, in größerer Runde zu sprechen. Doch wenn man gehört werden will, bleibt einem nichts anderes übrig, als zu lernen, mit seinen Unsicherheiten, auch mit abfälligen Bemerkungen oder Spott umzugehen. Warum glauben Frauen so häufig, dass sie all das, was Männer sich mühsam erarbeiten oder erkämpfen müssen, auf dem Silbertablett serviert bekommen sollten?"
Ich rufe hier mal Christian von "Alles Evolution" zum Zeugen an! :-) Der ist wie ich der Meinung, dass die Geschlechterklischees einen Kern evolutionär bedingter Wahrheit haben. Man mag darüber streiten, ob da nun 70 oder 90% betrifft, aber egal..
Offenbar gehörst du, genau wie ich, zu den round about 20%, auf die das Klischee nicht passt. Denen die Geschlechtsrolle nicht selbstverständlich vorkommt, sondern problematisch - weil wir ihr nicht geschmeidig entsprechen. Die Natur ist halt als krummem Holz, da braucht es keine 100%...
Meine Erfahrung: Männern ist es - in der Mehrheit, nicht allen - wichtig, sich selbst zu präsentieren. Egal, ob mann noch zur Sache etwas Inhaltliches beitragen kann oder nicht. Hauptsache, mann zelebriert sich als relevante Person...
Und genau das haben Frauen - mehrheitlich, nicht alle - nicht so drauf.
Deshalb war so eine Rede-Quotierung sinnvoll und wichtig.
Nur so als Beispiel.
Ich verzichte mal auf eine detaillierte Antwort und komme gleich zum Wesentlichen: Es erschüttert und deprimiert mich immer wieder aufs Neue zu erleben, wie viele Frauen nicht mal ansatzweise Empathie gegenüber Männern empfinden. In deinen Augen ist die Tatsache, dass ein paar Großmäuler das Wort an sich reißen, eine Tragödie epischen Ausmaßes („die Verhältnisse“), der Frauen offenbar nicht dadurch begegnen können, dass sie sich einfach ihren Raum nehmen, sondern die massive Eingriffe durch höhere Gewalten (sprich: Rednerquoten) verlangt.
LöschenDagegen ist die Lebensrealität von Männern in einer männerfeindlichen Gesellschaft etwas, das du herablassend als „eher ideologisch-symbolisch als real“ verharmlost. Wir reden hier von Männern, denen ihre Kinder weggenommen werden, die aufgrund einer Falschbeschuldigung im Gefängnis landen, die von ihrer Frau misshandelt werden und nirgends Hilfe finden, sondern nur Spott ernten, wir reden von genitalverstümmelten Jungen oder solchen, die in der Schule benachteiligt werden und denen systematisch ihr Selbstwertgefühl abtrainiert wird, wir reden von Männern, die sich den Arsch abarbeiten und dann zusehen müssen, wie minder qualifizierte Quotenfrauen an ihnen vorbei Karriere machen, wir reden von Obdachlosen, um die sich kein Politiker schert, wir reden von Selbstmord- und Drogentoten usw. All das sind offenbar für dich eingebildete oder marginale Probleme, nicht zu vergleichen damit, dass frau sich gegen ein paar Labertaschen durchsetzen muss. Genau diese Doppelmoral zeichnet den Feminismus aus und hat ihn schon immer ausgezeichnet, deswegen ist er eine menschenverachtende Ideologie, die eine menschenverachtende Einstellung von Frauen rechtfertigt, idealisiert und institutionalisiert.
Ich mach mal den Advocatus diaboli: Die ganzen feministischen Schweinereien, die Du aufzählst, werden dadurch gerechtfertigt, dass der Mann noch viel schlimmer ist, die Frau brutal unterdrückt und vergewaltigt (siehe Rape Culture). Da ist (auch brutaler) Widerstand gerechtfertigt...
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