Im Aquarium

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Freitag, 8. Januar 2021

Zum Stand der Meinungsfreiheit

Es gibt immer noch Menschen, die behaupten, es gäbe hierzulande keine Zensur und keine Lösch-Unkultur. So etwas können nur diejenigen glauben, die selbst keinen Millimeter von der offiziellen Linie abweichen. Wie weit der Unwille der Herrschenden gegenüber Widerspruch fortgeschritten ist, konnte ich 2019 selbst erleben.

 

 

Im Vorfeld der Europawahlen lud das Deutsche Historische Museum (DHM) zu einer Blogparade ein. Thema: Was bedeutet mir Demokratie. Ein Aspekt dabei war der Kampf um die Demokratie aus historischer Sicht. Ich habe mich daran beteiligt und eine leicht überarbeitete Version meines Artikels über Elisabeth Selbert und ihre erfolgreiche Verhinderung echter Gleichberechtigung im Grundgesetz ans DHM gemailt. Der Artikel fußt auf einer Recherche in den Protokollen zur Erarbeitung des Grundgesetzes, eine Recherche, die kaum jemand außer mir vorgenommen haben dürfte. Daher hielt und halte ich den Artikel für relevant, immerhin rückt er überkommene Mythen anhand von unbekannten Fakten und eindeutigen Belegen gerade.

 

Ein Onlineredakteur (ironischerweise aus der „Abteilung Kommunikation“) des Deutschen Historischen Museums lehnte die Übernahme dieses Artikels mit der Begründung ab, das DHM würde „bestimmten Interessengruppen“ keine Plattform bieten. Bei einem vom DHM übernommen Jubelartikel zu Elisabeth Selbert störte die Interessengruppe hingegen offenbar nicht (Dabei waren selbst die Autoren des Jubelartikels im Gegensatz zum DHM so offen und fair, meinen Kommentar mit Link zum Artikel freizuschalten).

 

So viel zum Thema Demokratie, so viel zur vollmundigen Ankündigung der Blogparade mit den Worten: „Wir wünschen uns vielfältige Sichtweisen und einen regen Austausch untereinander“, so viel zu „Das Demokratie-Labor will bewusst machen, dass Demokratie von der Partizipation und dem Engagement aller lebt. Wir handeln sie ständig erneut durch verschiedene Meinungen und Positionen aus“.

 

Das also ist der derzeitige Stand der Meinungsfreiheit in Deutschland: Staatliche und staatlich finanzierte Stellen wie das Deutsche Historische Museum akzeptieren selbst die Auswertung offizieller Dokumente der Bundesregierung nicht, wenn sie den herrschenden Zeitgeist infrage stellen. Das Vortäuschen von Offenheit bei gleichzeitiger hermetischer Abschottung ist diesen Institutionen mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen.

 

5 Kommentare:

  1. Hallo Gunnar,
    ja, meinen Artikel haben sie damals auch nicht angenommen. Da wird ganz undemokratisch beschlossen, wer am Spiel Demokratie teilnehmen darf...

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  2. Es scheint, alles alles so und noch viel schlimmer gekommen ist, als ich im April 2020 bei dir in deinem Wohnzimmer voraussagte.

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    1. Das wird mein Zensur-Rückblick in den nächsten Tagen leider noch untermauern ...

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  3. Interessant. Du gehörst zu einer Interessengruppe? Haben sie dir begründet was an deinem Artikel falsch ist oder den nur mit Verweis auf diese Interessengruppe abgewiesen?

    Würde der gleiche Artikel von jemanden, der sich nicht diese verruchten Interessengruppe zuordnen lässt, denn dann in Betracht gezogen? Oder wird diese Person dann automatisch einfach der Interessengruppe zugeordnet?

    Mir kommt bei sowas der Diesel-Abgasskandal in den Sinn. Da wurde wissentlich im großen Stil manipuliert. Die Bereitschaft zu sowas scheint Einstellungsvoraussetzung zu sein, wenn man im feministischen Machtkampf mitmachen will.

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  4. Nein, begründet wurde nichts, nur der Satz mit der Interessengruppe geschrieben. Da es keinen Grund gibt zu vermuten, dass ich beim DHM vorher bekannt war, muss man davon ausgehen, dass jeder, der etwas Kritisches über feministische Ikonen sagt, zu einer nicht gewünschten "Interessengruppe" gezählt wird.

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Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar