Im Aquarium

Im Aquarium

Samstag, 16. September 2017

Schattenboxen zur Wahl

Ich erwarte von Wahlplakaten keine tiefschürfenden Erkenntnisse. Aber wenn ich an frühere Zeiten zurückdenke, stand zumindest eine Haltung dahinter. Keine Experimente oder Mehr Demokratie wagen – das waren zwar immer noch Schlagworte, aber sie markierten einen Standpunkt, der sich zudem deutlich von dem des politischen Gegners unterschied.


Was kann man dagegen über die derzeitigen Plakate sagen, außer dass sie gähnende Langeweile verbreiten und mit ihrem unterirdischen Design die Augen beleidigen? Vor allem, dass sie etwas beweisen, was die Parteien gern leugnen, nämlich dass wir derzeit von einem Meinungskartell regiert werden. Von einem Wahlkampf kann nämlich keine Rede sein, weil alle großen Parteien lediglich Allgemeinplätze von sich geben, denen auch jeder der anderen zustimmen würde.

Oder wirbt die CDU mit dem Slogan Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben in der Annahme, dass der politische Gegner für ein Deutschland eintritt, in dem es den Menschen beschissen geht?

Wirbt die FDP mit dem Slogan Die Sicherheit muss besser organisiert sein als das Verbrechen in der Annahme, dass der politische Gegner Verbrechen besser organisieren möchte?

Wirbt die SPD mit dem Slogan Damit die Rente nicht klein ist, wenn die Kinder groß sind in der Annahme, dass der politische Gegner die Rente auf Kleinkinderformat reduziert sehen will?

Werben die Grünen mit dem Slogan Faire Mieten für alle in der Annahme, dass der politische Gegner faire Mieten nur für einige oder unfaire Mieten für alle fordert?

Werben die Linken mit dem Slogan Mieten müssen bezahlbar sein in der Annahme, dass der politische Gegner unbezahlbare Mieten verlangt?

Wäre bei so viel Konsens eine Einheitsliste nicht ehrlicher? (Dass die AfD hier aus dem Rahmen fällt, ist kein Qualitätsbeweis, sondern nur ein Zeichen dafür, dass sie nicht zur Einheitsfront gehört.)

Das Schlusswort gebührt einem Außenseiter. Die MLPD wirbt mit dem Slogan Für die Befreiung der Frau.

Hundert Jahre zu spät, Jungs!

1 Kommentar:

  1. Haha, das von der MLPD habe in gerade gestern gesehen und wollte schon bevor ich überhaupt zu Ende gelesen hatte ein Bild davon suchen.

    Man fragt sich wo und wovon? Als ob es ein Grundzustand von Frauen ist nicht frei zu sein.

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für deinen Kommentar. Sobald ich ihn gelesen und geprüft habe, schalte ich ihn frei.
Viele Grüße
Gunnar